- 220 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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Immerhin stellt K. fest, dass er beim Spielen der Musik eine Veränderung erfahren hat, nämlich, dass er nach mehrmaligem Proben auf seine Mitschüler/-innen hören konnte. Damit hat er eine ganze Menge gelernt, auch wenn er das nicht äußert. Der Begriff »langweilig« fällt in einer schriftlichen Reflexion im Zusammenhang immer wieder mit der begrenzten Auswahl von Klangmöglichkeiten und mit der Probenarbeit, die auf einige Schüler als permanente Wiederholung gewirkt hat. Interessant ist, dass die Jugendlichen nicht das »Instrumentarium« als solches »langweilig« finden. Die vorliegenden Klangutensilien entsprechen nicht den Instrumenten, die die Schüler/-innen von der Popmusik her kennen und von denen sie sich versprechen, Eindruck zu machen, wenn sie diese spielen können. Oftmals drücken Schüler/-innen eine solche Diskrepanz mit dem Begriff »langweilig« aus. Das geschieht im Zusammenhang mit dem Projekt jedoch nicht. Im Gegenteil, es wird ausdrücklich betont, dass die »Instrumente«, die hier Verwendung gefunden haben, in Ordnung gewesen sind.
  • So., WPB: »Es sollten ...solche Instrumente beibehalten werden. ...Es sollten mehr Instrumente zum Einsatz kommen, damit nicht immer der gleiche Klang entsteht.«
  • L., ÄWPB: »Wir haben die ersten zwei Tage nonstop das gemacht, was wir hinterher eine halbe Stunde auf dem Konzert gespielt haben. Die ,Instrumente‘ kann man ja beibehalten, aber man sollte das Programm und die Präsentation mehr ausfüllen, denn nur das drei Tage lang [zu spielen], wird auf die Dauer verdammt langweilig.«

Ist deswegen das Ziel des Landesmusikrates verfehlt worden? Nein! Es geht darum, den Jugendlichen den Entstehungsprozess von Neuer Musik anschaulich zu vermitteln und erfahrbar zu machen. Dies ist durchweg gelungen. Es muss jedoch den Jugendlichen die Möglichkeit gegeben werden, zu entscheiden, welche Einstellung sie dieser Musik gegenüber einnehmen wollen. »Es muss nicht eure Lieblingsmusik werden«, so das Versprechen der Musiklehrerin (Kfn.). Es geht erst einmal darum, einen Einblick in das weite Feld der Neuen Musik zu bekommen. Die Skeptiker haben sich trotz aller Kritik auf das Projekt eingelassen und mit Überzeugung das Konzert gespielt. Sie haben eine (interessante) Erfahrung mit dieser Musik gemacht und damit einen Zugang zu ihr gefunden. Als »Insider«28

28
Begriff von Volker Michael, siehe S. 199.
dieses Stückes können sie ihre Ablehnung (mehr oder weniger gut) begründen.

Es ist durchaus möglich, dass die Jugendlichen im Laufe der Zeit realisieren, dass sie mehr bei dem Projekt gelernt haben, als dass man »Haushaltsgegenstände auch noch für andere Sachen« gebrauchen kann (I., ÄWPB). Sie werden mit zunehmender Lebenserfahrung möglicherweise erst später erkennen, welche Prozesse während des Projektes abgelaufen sind und im Nachhinein ihre Einschätzung »langweilig« revidieren.


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