- 219 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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infrage gestellt geworden, vermutlich deswegen, weil eine ganz andere Musik damit gemacht worden ist. Neue Musik hat in diesem Zusammenhang womöglich eine Art Schutzfunktion gehabt. (Ma., ÄWPB bringt dies in einer schriftlichen Reflexion zum Ausdruck: »Manche Schüler [gemeint sind: Zuhörer beim Konzert]. . . sagten, dass sie es witzig fanden, . . . es sei gar keine ,richtige‘ Musik. Dann erklärte ich ihnen ausführlich, dass es eine ganz neue Musik ist . . . «) Ein Lehrer, der beim Konzert anwesend war, lobt in der Feedbackrunde die Schüler/-innen gerade wegen des nicht einfachen Umgangs mit dem »Instrumentarium«:
  • Swa.: »Es ist ja im Ganzen sehr mutig. Ich hab mir vorgestellt, ich würde da oben sitzen und man würde mir sagen: ,Jetzt nimm mal eine Zeitung und mach das hier‘ ...hm. (er signalisiert mit seiner Gestik, dass ihm das nicht leicht fallen würde) ...dass ihr das so professionell ...und richtig ernsthaft gemacht habt, das fand ich richtig gut und das, was man da gehört hat, ...war hörenswert ...Wenn man die Augen zu gemacht hat, sich also nur auf die Ohren verlassen hat, hat man sicher was anderes gehört und nicht nur Waschbrett und Luftballons, sondern man hat andere Vorstellungen bekommen. ...Den Sound fand ich gut.«

Karlheinz Essl forderte deswegen vor Spielbeginn die Zuhörer/-innen auf, zwischendurch einmal die Augen zu schließen, um den Raumklang zu erfahren, aber auch, um sich von den Klangutensilien loszulösen und nur noch die Klänge zu hören. Eine Spielerin beschreibt ihre Erfahrung mit dem Flaschenklang:

  • Sch., WPB: »Es hat sich echt interessant angehört, wenn man die Augen zu gemacht hat, zum Beispiel bei den Flaschen«, dann konnte man sich einen Klang vorstellen, wie Bienen summen. »Ich weiß nicht, was die anderen gehört haben.«

Dennoch waren die Schüler/-innen beim Spielen nicht mit Bildern beschäftigt. Es ging beim Zusammenspiel mehr darum, sich gegenseitig zuzuhören, aufeinander zu reagieren und die Spannung zu halten und dabei die Klänge als solche zu erfahren (Mie., begleitende Lehrerin).

4) Einige wenige Schüler (in erster Linie Jungen) stehen dieser Musik nach wie vor skeptisch gegenüber, auch wenn sie das Projekt eine Erfahrung wert finden und sie der Ansicht sind, dass sich die Arbeit gelohnt habe. Sie bezeichnen die Probenarbeit bzw. das Klangergebnis als »langweilig«. Neue Musik sei nicht »ihr Ding«.

  • Wo., ÄWPB: (M. über ihn: »Der Kritiker in Person«) »Ich fand es interessant soweit, aber ...einmal, ja, o.k.«, aber nicht noch einmal. »Es ist nicht so meine Sache.«
  • E., ÄWPB: »Es war schon lustig27
    27
    »Lustig« oder weiter oben »witzig« (Sab.) ist nicht verniedlichend gemeint, sondern ist ein Ausdruck für eine positive Bewertung.
    , aber die Neue Musik ist nicht so mein Ding. Ich höre es nicht gerne, ich würde nicht irgendwo hingehen, das zu hören.«
  • K., Kunst: »Einmal kann man das hören, aber wenn man das mehrmals hört, dann wird es langweilig. ...Das Machen geht, aber wenn man das mehrmals macht, dann bekommt man es zu hören und dann ist es langweilig.«


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