- 198 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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verbindende, wiedererkennbare, singbare Melodie und einen nachvollziehbaren, tanzbaren Rhythmus vermissen. Weil Neue Musik fremd klingt, stößt sie (nicht nur bei Schüler/-innen) zunächst auf Ablehnung.11
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Vgl. Äußerungen von Schüler/-innen der 11. Klasse in der Auswertung im vorliegenden Text weiter unten (S. 217 ff.).

Deswegen sei es von großer Bedeutung, den Zugang zur Neuen Musik zu fördern, so Flender, da »die Ohren des Publikums auf zeitgenössische Musik vorbereitet werden« müssen.12

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Vgl. Flender, a. a. O. (s. Anm. 5).
Neue Musik könne Jugendlichen nicht einfach »vorgesetzt« werden, in der Hoffnung, sie würden sie widerspruchsfrei »schlucken«. Neue Musik müsse langsam erarbeitet werden, Hörerfahrungen erweitert und kreatives Potential ausgetestet werden.

Volker Michael will in der neuen musikzeitung 2002 eine Diskussion zum Thema Kreativität im Musikunterricht an den Schulen anregen. Er beklagt:

Im schulischen Kunstunterricht malen Kinder ihre eigenen Bilder, statt einem Picasso nachzueifern. Im Deutschunterricht erzählen sie frei erfundene Geschichten ...Nur im Musikunterricht hierzulande fehlt das kreative Element fast vollständig.13

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Michael, a. a. O. (s. Anm. 4).

Angesichts der Tatsache, dass Kindern und Jugendlichen inzwischen am heimischen Computer ganz neue Möglichkeiten der kreativen Beschäftigung mit Klängen und Musik offenstehen, hält er eine Debatte innerhalb der Musikdidaktik hinsichtlich eines kreativen Musikunterrichtes für notwendig. In der Zusammenarbeit von Komponisten/-innen mit Schüler/-innen sieht er dabei eine zentrale Rolle.

Michael geht zu den Wurzeln der »Response«-Methode zurück, um die Idee eines kreativen Ansatzes im Musikunterricht zu erklären. So berichtet er über den Londoner Flötisten und Pädagogen Richard McNicol, der seit den 70er Jahren an einer Methode arbeitet, um Kinder und Jugendliche an Neue Musik heranzuführen. Auf seine Initiative sei eine besondere Konzertform zurückzuführen, die »Response«-Methode. »Response« heißt übersetzt: »Antwort«. Seine Idee dabei war, dass die jungen Menschen Motive oder Passagen aus einem Stück älterer oder neuerer Konzertmusik hören, auf die sie mit selbsterfundenen Rhythmen, Melodien oder Stücken antworten, je nach Alter und Fähigkeiten. Die Response-Methode entwickelte sich dann zunächst in England als eine gute Möglichkeit heraus, Jugendliche mit Neuer Musik vertraut zu machen unter Einbindung ihres kreativen Potentials. Dabei bezogen die Pioniere der britischen Response-Methode hauptsächlich bereits vorhandenes musikalisches Material in ihre Arbeit ein. Ihnen ging es in erster Linie um musikalische Bildung.

In Deutschland habe sich, so Michael, inzwischen eine weitere, offenere Herangehensweise herausgebildet. Hier stehen häufig die musikalischen und außermusikalischen Ideen von Kindern und Jugendlichen im Vordergrund, die durch die


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