- 197 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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Situation eines stark beschnittenen Musikunterrichts an den Schulen zu suchen seien.7
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Vgl. Meyer-Denkmann, a. a. O. (s. Anm. 6).
An dieser Stelle soll nicht auf die verschiedenen didaktischen Überlegungen zum Thema ,Neue Musik in der Schule‘ eingegangen werden, da dies den Rahmen des Aufsatzes sprengen würde.
Neuerungen in der Musik finden ihrer Meinung nach inzwischen auf ganz anderen Gebieten statt:

Statt einer « musique pure »der ehemaligen Avantgarde überschreitet Musik heute Grenzbereiche, in denen kaum noch auszumachen ist, ob sie noch zur Avantgarde, zum Jazz zu zählen ist oder wo sie überhaupt anzusiedeln wäre.8

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Meyer-Denkmann, a. a. O.

Meyer-Denkmann spricht hier u. a. einen Bereich der Musik an, in denen ethnische, klassische, rockige Idiome zu Collagen vermischt und mit verschiedensten Musikstilen verbunden werden, bereichert durch szenische, tänzerische oder multimediale Künste. Diese Musik gelte es in die Schulen zu bringen, da sie den Jugendlichen näher stünde als die so genannte »Neue Musik«.

Muss deswegen eine Auseinandersetzung mit Neuer Musik (im klassischen Sinne) hinfällig sein, oder stellt sie womöglich doch eine Bereicherung dar in Hinblick auf ein Verständnis für neue Popmusik-Richtungen, die durchaus Elemente von Neuer Musik aufgreifen? Es stellt sich also die Frage, ob Neue Musik, wie Flender behauptet, eine neue Dynamik ins traditionelle Musikleben (in diesem Zusammenhang das einer Schule) bringt oder ob dies bereits auf andere Weise mit neuen multimedialen Popmusikrichtungen geschieht, die jedoch aufgrund der hohen technischen Anforderungen in der Schulmusik ebenso wenig Berücksichtigung finden wie Neue Musik im klassischen Sinne.

Flender sieht in pädagogischen Programmen, im Rahmen derer Komponisten/-innen persönlich mit Schüler/-innen ein Stück erarbeiten, die Möglichkeit, die Neugier auf Neue Musik zu wecken. »Hier entsteht ein emotionaler direkter Kontakt zwischen dem Komponisten und seinem zukünftigem Publikum, der oft ein Leben anhält. . . . «9

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Flender, a. a. O. (s. Anm. 5).

Hierzu muss angemerkt werden, dass der persönliche Kontakt der Schüler/-innen zu den Komponisten/-innen vermutlich nur in den seltensten Fällen ein »Leben lang« hält. Die Erinnerung jedoch an ein solches Projekt, in dem die Schüler gerade in Hinblick auf den Umgang mit Neuer Musik Grenzerfahrungen machen, kann durchaus ein Leben lang halten.10

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Vgl. Äußerung von Sa., Auswertung im vorliegenden Text weiter unten (S. 223).
Diese Grenzerfahrungen entstehen dadurch, dass die Schüler/-innen normalerweise eine andere Musik hören, »ihre Musik«, mit der sie sich identifizieren und mit der sie (Alltags-)Erfahrungen verbinden. Diese Musik rezipieren sie, indem sie sie nachsingen, nach ihr tanzen oder sich gegenseitig CDs vorspielen, Fanclubs bilden etc. Neue Musik im klassischen Sinne dagegen ist für Jugendliche zunächst einmal schwierig zu verstehen: Sie ist nicht unbedingt leicht nachvollziehbar. Oft wird sie mit für junge Leute ungewohnten Instrumenten bzw. Klängen gespielt und lässt eine
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