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Zwei Jahre später hörte Leopold Mozart Regina Strinasacchi in einem Salzburger Konzert und äußerte sich in einem Brief an Maria Anna voll Anerkennung. Er schreibt: Mir thut es Leid, daß du dieses nicht grosse, artige, etwa 23 Jahr alte, nicht schandliche sehr geschickte Frauenzimmer nicht gehört hast. Sie spielt keine Note ohne Empfindung, so gar bey der Synfonie spielte sie alles mit expression, und ihr Adagio kann kein Mensch mit mehr Empfindung und rührender spielen als sie; ihr ganzes Herz und Seele ist bey der Melodie, die sie vorträgt; und eben so schön ist ihr Ton, und auch kraft des Tones. überhaupts finde, daß ein Frauenzimmer, die Talent hat, mehr mit ausdruck spielt, als ein Mannsperson.27
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Eine liberale, damals seltene Einstellung.
Regina Strinasacchi blieb in Deutschland, heiratete einen Gothaischen Violoncellisten namens Schlick, konzertierte aber bis 1810, also bis ins Alter von etwa 48 Jahren weiter. Sie hatte überdies – ebenfalls um 1800 eine Ausnahme – eine Anstellung in der herzoglich-gothaischen Kapelle.28
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Die Frau, die die Reihe der Musikerinnen um Mozart abschließen soll, wird angeführt, weil wir mit ihr noch einen weiteren Musikberuf kennenlernen, in den Frauen damals unter bestimmten Bedingungen hineinwachsen konnten: den der Instrumentenbauerin. Nanette Stein-Streicher hatte in diesem Beruf noch größeren Seltenheitswert als die Geigerin Strinasacchi; meines Wissens ist außer den Firmen Stein und Streicher nur die Harfenfirma Nadermann in Paris um 1800 kurzzeitig von einer Frau geleitet worden.
Mozart lernte Nanette Stein 1777 in Augsburg kennen. Sie war die Tochter des bekannten Orgel- und Klavierbauers Johann Andreas Stein und galt damals