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Bezeichnend ist, dass die Historiografie einiges dazu beigetragen hat, das Bild dieser Frau nach den Geschlechteridealen des 19. Jahrhunderts zu retuschieren. In die Musikgeschichte ging sie nämlich zunächst nicht als Instrumentenbauerin ein, sondern als Freundin Beethovens, die offenbar zeitweilig versucht hat, dessen chaotischen Haushalt wenigstens notdürftig zu strukturieren. In dieser Rolle wird sie seitdem ausführlich gewürdigt, während sie als Instrumentenbauerin nur noch unter den Liebhabern alter Klaviere einen Namen hat.
Dieses Problem – die damalige Realität der Frauen und ihr Abbild in der traditionellen Geschichtsschreibung – ist wohl auch an anderen Beispielen deutlich geworden. Deshalb ist es das Anliegen der musikwissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung, nicht nur die unbekannten Leistungen von Frauen in der Geschichte sichtbar zu machen. Sondern sie schreibt auch Musikgeschichte anders, indem neue Akzentuierungen, Zusammenhänge und Bilder entstehen. Mozarts Verhältnis zu Frauen stellt sich aus dieser Perspektive dar, wie es keiner seiner Biografen bisher gesehen hat. Es kann kein Zufall sein, dass die Frauen in seiner näheren und weiteren Umgebung vorwiegend Berufsmusikerinnen waren, und dass die übrigen sich als Liebhaberinnen intensiv mit Musik beschäftigt haben. Mozart fand also Frauen anziehend, die sich als kompetente Gesprächspartnerinnen in einer Sache erwiesen, die ihm sicherlich die wichtigste im Leben war: die Musik. Darüber hinaus war er familiär und beruflich denjenigen Frauen verbunden, die sich keineswegs stromlinienförmig in das Muster gefügt haben, das die Gesellschaft für sie vorgesehen hatte: berufstätige Frauen, erfolgreiche Sängerinnen, Komponistinnen, reisende Interpretinnen, Geigerinnen, eine Instrumentenbauerin.