sie »eine der geschicktesten Spilerinnen in
Europa«16
Brief vom 8. Juni 1764, zit. nach: Mozart. Briefe und Aufzeichnungen. Gesamtausgabe, 7
Bde., Kassel 1962–1975.
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),
entschiedene Professionalität (das hieß vor allem, mit der Musik den Lebensunterhalt zu
verdienen) und eine jahrelange, bis Paris und London ausgedehnte Reisetätigkeit. 13
Jahre jünger als Maria Anna Mozart war ein anderes pianistisches »Wunderkind«:
Rosina Cannabich, eine Mannheimer Schülerin Mozarts, für die er die bekannte
Klaviersonate C-Dur KV 309 komponierte. Wie Maria Anna stammte auch Rosina
Cannabich aus einer Musikerfamilie – anders wäre eine professionelle Ausbildung für
eine Frau kaum denkbar gewesen. Gemeinsam ist diesen beiden Musikerinnen
auch, dass sie als erwachsene Frauen nicht mehr öffentlich aufgetreten sind.
Leopold Mozart hat die Unterscheidung zwischen gesellschaftlich akzeptierter
musikalischer Kinderarbeit und den Schicklichkeitsforderungen an eine erwachsene
Frau konsequent getroffen und durchgesetzt. Nach 1766 nahm Maria Anna
Mozart – sie war nun 15 Jahre alt – an den Konzertreisen nicht mehr teil, ihr
musikalisches Können wurde sozusagen uminterpretiert und wie die Mitgift
einer höheren Tochter präsentiert. Die väterliche Rechnung ging auf: Nach
vielen langweiligen Jahren im kleinstädtischen Salzburg, die in Maria Annas
Tagebuch dokumentiert sind, fand sich in Johann Baptist von Berchtold zu
Sonnenburg der gesellschaftlich passende Schwiegersohn, und die Verpflichtungen,
die in dieser Ehe auf Maria Anna Mozart warteten, haben die Erinnerung an
eine verheißungsvoll begonnene solistische Karriere wohl schnell verblassen
lassen.
Als Wolfgang Amadé Mozart 1781 nach Wien übersiedelt, können wir dort die
Sozialgeschichte der Musikerinnen in einem anderen Stadium beobachten. Mozart selbst
hat bereits eine Reihe von erwachsenen Klavierschülerinnen, die nicht mehr von
Vätern ausgebildet werden, sondern ihre Lehrer unter den bekannten Wiener
Musikern gezielt auswählen. Das pianistische Niveau dieser Musikerinnen können
wir an Widmungen Mozartscher Kompositionen ablesen. Für Franziska von
Jacquin schrieb er das Klaviertrio KV 498, das so genannte Kegelstatt-Trio. Für
Therese von Trattner entstanden die Sonate und die Fantasie c-Moll KV 457 und
475.
Zusammen mit anderen Klavierschülerinnen Mozarts, Josepha Auernhammer und
Josepha von Henickstein, Nanette Stein-Streicher und Magdalena Hofdemel ergibt sich
ein Bild, das noch bis ins 19. Jahrhundert hinein für die Musikmetropole Wien typisch
sein dürfte. Vorwiegend handelte es sich um so genannte Liebhaberinnen, die
auf hohem Niveau, aber normalerweise nur privat oder halböffentlich spielten.
Teilweise handelte es sich aber auch bereits um so genannte Virtuosinnen, d.
h. Frauen, die die Musik zu ihrem Beruf gemacht hatten oder sich darauf
vorbereiteten. Etwa zehn Jahre nach Mozarts Tod wird von Reisenden vor allem
das auffallende Niveau der Wiener Pianistinnen hervorgehoben. Besonders für
die Anfänge der Beethoven-Interpretation sind Frauen