- 176 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (175)Nächste Seite (177) Letzte Seite (435)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 



Die letzte Karte der Auswahl, eine farbige Autotypie, hat eine doppelte makabre Ironie (Abb. 80, siehe Abbildung S. 178).

1914/15 war die herrschende Meinung, der die Postkarte folgt, noch siegessicher, obwohl der Krieg für das Deutsche Reich nach dem Scheitern der Schlieffenschen Blitzkriegsstrategie – die mit dem Durchmarsch durch das neutrale Belgien von vornherein einen Bruch des Völkerrechts vorsah (es kommt uns einiges aktuell und bekannt vor) – und dem »Wunder an der Marne« fast todsicher bereits verloren war, so viele Opfer trotzdem noch danach kamen.

Gezeigt werden ein habsburgisch-österreichischer und ein reichsdeutscher Soldat. Um den Dienstgrad habe ich mich wieder nicht gekümmert; es dürften eher untere Chargen sein, »Volk« eben. Jedenfalls ist es deutscherseits bereits ein »Feldgrauer«, aber mit putziger Pickelhaube noch; der Österreicher ist sogar feldmarschmäßig adjustiert mit einem Tornister, der vermutlich keinen Marschallstab mehr enthält. Der Deutsche trägt einen Schnurrbart des Typs »Es ist erreicht!« Wilhelms II., der österreichische einen nicht kaiserlich-franzjosephinischen Bart sondern einen erzherzoglichen bzw. allgemein-aristokratischen Schnurrbart. Die beiden Waffenbrüder umarmen vorne die Flasche (hinten wohl sich) und stoßen mit Sektkelchen an. Oben, etwas waghalsig am Korken befestigt, wehen die Fahnen, habsburgisches Schwarz-Gelb und preußisch-deutsches Schwarz-Weiß-Rot.


Erste Seite (1) Vorherige Seite (175)Nächste Seite (177) Letzte Seite (435)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 176 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben