Tendenz zum Gesamtkunstwerk: Klang, Duft, Bewegung
Das Gesamtkunstwerk als Konzentration der Mimetischen Zeremonie ist offensichtlich
ein immer wieder explizit und programmatisch reaktivierter Wunschtraum, zugleich aber
auch eine Art Tiefenstruktur, ein offener oder geheimer Fluchtpunkt vieler
Kunsttendenzen nicht erst seit der Romantik, die selbst dort wirkt, wo sich die Akteure
ihrer gar nicht bewußt zu sein brauchen.
Was heute in seinem [St. Georges] Buch der hängenden Gärten (1895) wohl
am stärksten anspricht, ist die Wirkung eines Gesamtkunstwerks, die von
ihm ausgeht – eines Gesamtkunstwerkes aus farbigen Bildern, aus Gebärden
und üppigen Klängen im Medium allein der Sprache. Die Dichtung entstand
vor dem Hintergrund der Gesamtkunstwerke Richard Wagners, durch die
sich beispielsweise die häufigen Stab- und Binnenreime erklären. Einen
klanglichen Höhepunkt stellt das Schlußgedicht Stimmen im Strom dar.
Todessehnsucht verband George hier mit der Sehnsucht nach Auflösung der
Sprache in Musik.
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