- 165 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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»Fröhliche Ostern« entbieten 1910 zwei Musikanten (Abb. 3). Durch Violine und im Stehen wie ein Kontrabaß gespieltes Violoncello ist das als Ständchen, Serenade, Freiluftmusik vorstellbar (kein Ambiente wird angegeben). Den Körper bildet ein gelbes bzw. blaues Osterei. Die Beine stecken in »vornehmen« Schnallenschuhen. Der Cellist hat eine breechesartige Kniebundhose, der Geiger sogar deutlich mit Schleifen; er ist also dezidiert kein Sansculotte oder vulgärer Straßenmusikant. Gesicht und Haare sind jedoch kontrastierend zur Kleidung unverkennbar an Max (Violoncello) und Moritz (Geige) angelehnt. Daß auf der Karte handschriftlich steht »wünscht Wilhelm« (wir assoziieren Busch), ist wahrscheinlich ein zufälliger Witz, aber eine ulkige Koinzidenz.

»Pfingst-Märchen« von 1905 (Abb. 23): Ein Wichtelmann spielt Schifferklavier und singt dazu versonnen lächelnd. Eine Nixe mit Fischunterleib (fast Germania/Loreley mit langem goldnem Haar) sowie Hase und Reh lauschen stumm. Bei den beiden Vögeln, Amsel und eher Nachtigall als Drossel scheint nur letztere den Schnabel nicht zu halten. Eine blaue Libelle surrt, zwei Frösche quaken: Schallblasen und offner Mund bei dem einen zeigen, daß sie, der Macht der Musik folgend, nicht stumm bleiben wollen und können. Zentriert unterm Wichtelmann ist der Umriß eines Herzens freigelassen, das mit Handschriftlichem ausgefüllt werden kann. Die kitschig idyllisierte, verniedlicht-verkleinerte Szenerie


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