Schwester
Paula Loebenstein, Abadia de Santa Maria, die ich bis dahin nicht kannte, gab. Um dort
meine Schwierigkeiten anzubringen, nahm ich die Einladung an, und wir gingen
gemeinsam zum Unterricht.
Die ersten Erklärungen über Ton, Modus und andere Verfahren für die Gregorianik
gaben mir Erleuchtung. Ich erkannte die tiefen Kenntnisse über musikalische Vorgänge
und schöpfte aus dieser reichen Quelle, die fähig war, meinen armseligen Geist zu
erleuchten und den Durst zu stillen, der mich quälte. Am Ende dieser ersten Begegnung
mit meiner lieben Meisterin Schwester Paula erlitt mein Herz den Schock einer großen
Entdeckung. Ich befand mich vor der ersehnten Realität. Es existierte also ein sicherer
Weg, den ich so lange gesucht hatte und, was noch außergewöhnlicher war, es existierte
jemand, der ermutigte, der die Dinge entdeckte und ein sicherer Führer war, der mich
mit der Liebe und dem Heroismus eines Meisters führte, um das notwendige Ziel zu
erreichen.
Ich fing nun mit den ersten Übungen an, mit dem Tonbewußtsein in ihrer gegenseitigen
Beziehung, und zu gleicher Zeit bildete ich das rhythmische Bewußtsein und den
Tonsinn. Zu gleicher Zeit übte ich die Handzeichen, die funktionale Sprache,
Improvisation, Diktat, Geschichte und den ganzen wunderbaren Zusammenhang der
Musik. Zu dieser Zeit näherte sich der Zeitpunkt, den neuen offiziellen Kursus, der mir
so viel Sorge bereitet hatte, zu beginnen. Nun aber war ich in strahlender Sicherheit. Ich
war in dem Maße sicher, in dem ich bisher meine Ausbildung genossen hatte, und konnte
schon mit absoluter Sicherheit Grundsätze zu einer soliden Ausbildung meiner Schüler
anwenden.
Aber es erwarteten mich neue Schwierigkeiten. Meine ersten Schüler, die an die
üblichen Methoden gewöhnt waren, und die nicht wie ich die Gründe hatten, einen
besseren Weg zu suchen, sahen nun mit größerer Klarheit ihre Unfähigkeit, und
dies war schwer zu bekämpfen. Sie wollten an den traditionellen Methoden
festhalten, und es bedurfte vielen Mutes und Ausdauer, um sie zu überzeugen,
obgleich einige schon Diplomierte mit den alten Systemen nicht vom Blatt
singen konnten. Angesichts der nicht begabten Schüler mußten sich allmählich
die begabten überzeugen lassen. Denn die Schüler, die weder Tonhöhen noch
die Funktionskraft erkannten, machten erstaunliche Fortschritte. Nur langsam
erklärten sich die begabteren bereit, ernsthaft den neuen aufgezeigten Weg zu
studieren.
Um sie endgültig zu überzeugen, war es nötig, sie von ihren eigenen Fehlern zu
überzeugen. Und als die Bescheideneren unter den Schülern ein fehlerloses Diktat
aufweisen konnten, wenn dies auch erst einfach war, und als diese Melodien vom Blatt
singen konnten, gab es keine Schwierigkeiten mehr.
Ich brauchte zuerst die Taktik, den Wunsch in ihnen zu wecken, die bekanntesten Stücke
lesen zu können. Mittels der »Kontrolltöne«, die so vorteilhaft für die Sicherheit des
gehörmäßigen Erfassens sind, fingen sie an, diese Melodiestücke auch in beliebten
Melodien zu erkennen. Dann waren sie fähig, eigene