- 138 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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»aus allem etwas machen kann« – und damit auch »vermeintliche Erfolge« hat.36
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»Ich sehe so viel Blindheit, die aus einer Sucht nach Methode kommt, wenn ich alle die Gegenmeinungen zu T. D. betrachte. Vermeintliche Erfolge sind Erfolge eines tüchtigen Lehrers, der aus allem etwas machen kann.« (Antwortbrief zum Rundschreiben, Nr. 14 vom Juli 1952).

Der »Methode Ward« konnte Paula Loebenstein kaum vorwerfen, sie fessele nur durch »äußeren Glanz«. Es gab eine Reihe methodischer und inhaltlicher Berührungpunkte:

Methodisch handelt es sich um ein relatives System, das sowohl Solmisationssilben wie auch Ziffern benutzt. Die Curwenschen Handzeichen von TD sind durch ganzkörperliche Bewegungen ersetzt. Der Aufbau eines Lehrganges unterscheidet sich allerdings beträchtlich.

Inhaltlich war die Ward-Bewegung vom (Religions-)Unterricht in katholischen Grundschulen (in den USA) ausgegangen und stark am gregorianischen Singen orientiert. Ziel war es, jedes Kind aktiv am liturgischen Gesang teilhaben zu lassen. Der Untertitel einer Kölner Dissertation zu diesem Thema erläutert: »Studien zur Realisierung der Kirchenmusikreform Papst Pius X. in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.«37

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Justine Bayard Ward (1879–1975) hatte ihre Methode seit 1910 zusammen mit Thomas Edward Shields von der Katholischen Universität Washington für katholische Grundschulen entwickelt. Von hier aus breitete sich die Methode auch nach Europa aus. –
Eine umfangreiche Darstellung findet sich in der Kölner Diss. von Gabriel M. Steinschulte, Die Ward Bewegung. Studien zur Realisierung der Kirchenmusikreform Papst Pius X. in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Regensburg 1979 (= Kölner Beiträge zur Musikforschung, hg. von Heinrich Hüschen; Bd. 100).

Daß Frieda Loebenstein, die Tonika-Do erst nach 1933 für das liturgische Singen umsetzte, der enge Zusammenhang zwischen der Frühgeschichte von Tonic Solfa (Sarah Ann Glover/John Curwen) und dem geistlichen Singen bekannt war, ist zumindest für die brasilianische Zeit belegt.38

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Sarah Ann Glover nannte ihre erste Schrift einen Leitfaden für die Ausführung des Gemeindegesangs. (“Scheme for Rendering Psalmody Congregational” 1835) – In Canto Sacro (1951) (s. Anm. 25), S. 27, Fußnote 5, benennt Paula Loebenstein »die englische Lehrerin Elisabeth Glover« und »Pastor Curwen« für die Erfindung und Weiterentwicklung von Tonic Solfa, Agnes Hundoegger für die deutsche Tonika-Do-Methode. – Sarah Ann Glovers Vorname wird schon um 1930 häufig falsch angegeben.
Zudem war ihr der prinzipielle Zusammenhang aus der engen Zusammenarbeit mit dem Kantor (und Tonika-Do-Bund Vorsitzenden) Alfred Stier sehr wohl vertraut. Ihre Zurückhaltung und vorsichtige Kritik gegenüber der Methode Justine Wards, die sich in den 30er Jahren in gleicher Weise des Zuspruchs des päpstlichen Kirchenmusikinstituts in Rom wie auch der faschistischen Diktatur Italiens – besonders
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