- 139 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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Mussolinis – erfreut hatte, wird in der Bemerkung deutlich, die Ward-Methode habe »gerade im Gregorianischen viel Reklame gemacht.«

Lucy Ivancko (s. o.) und Carmen Dulce (s. Anhang) weisen in ihren Berichten auf die besondere Schwierigkeit in romanischen Ländern hin, die aretinischen Solmisationssilben relativ zu gebrauchen. Während sie sich hier sowohl in der Instrumentalmusik als auch in der Vokalmusik als absolute Tonhöhenbezeichnungen durchgesetzt hatten, hatte sich in nordeuropäischen Ländern – nach endlosen Auseinandersetzungen im 17. Jahrhundert – allein die (absolute), der instrumentalen Praxis entstammende Buchstabennotation erhalten (»ABCdieren«). Damit war der Weg zu einer erneuten relativen Nutzung frei – ganz im Gegensatz zu den Verhältnissen in romanischen Ländern. Die Direktoren, an ihre didaktischen Prinzipien gewöhnt und nicht in der Lage, neue Methoden zu studieren, reagierten gegen uns, besonders gegen die Nomenklatur do-re-mi. [...] Zuerst, als wir fühlten, daß wir die Lehre gefährdeten und als Revolutionäre betrachtet wurden, versuchte ich alle Tonarten mit do-re-mi (d. h. mit den absoluten Tonnamen) zu unterrichten und die Molltonarten mit la-si-do (hier auch absolute Benennung). Aber es fehlte etwas an der Lehre, und nach ungefähr dreijähriger Erfahrung benutzte ich die relativen Silben da-me-ni, und do-re-mi für die absolute Benennung. (Dulce)

Der Unterricht wird, wegen der Schwierigkeit der Silben do-re-mi, die in Brasilien absolute Tonhöhe bedeuten, mit der historischen Silbenreihe da-me-ni-po-tu-la-be, die Schwester Paula gewählt hat, gegeben. (Ivancko)

Die Ablösung der aretinischen Silben durch »da-me-ni« war notwendig geworden, um den relativen und absoluten Gebrauch der gleichen Silbenreihe zu vermeiden. Warum sich Paula Loebenstein für die Silben des Berliner Operndirektors und Hofkomponisten (Friedrich d. Großen) Karl Heinrich Graun entschieden hat, ist nicht bekannt. Möglicherweise waren stimmbildnerische Gründe entscheidend. Die Silben folgen der Reihe der Hauptvokale. (Die gleiche Folge findet sich dann später auch im Eitzschen Tonwort!) – Im übrigen kann ihr diese Umstellung nicht leicht gefallen sein.


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