- 129 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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Angesichts der kirchentonartlichen Modi mag es erstaunen, daß Tonika-Do überhaupt als ein geeignetes Verfahren angesehen werden konnte. Der Überzeugung, daß die neuere relative Solmisation eng an Dur (und dem daraus abgeleiteten Moll) gebunden und deswegen nur in der Dur/Moll-Melodik brauchbar sei, hatte schon John Curwen in der Mitte des 19. Jahrhunderts widersprochen. Anlaß seiner Überlegungen waren Melodien aus Schottland und Wales, aber auch aus Missionsgebieten in Afrika und Asien. – Zu ähnlichen Überlegungen führten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Erfordernisse, die von der Neuen Musik ausgingen. Die Lösung bestand in dem Argument, daß das Hören durch die Dur/Moll-Melodik/Harmonik (in der westlichen Welt) seit langem so vorgeprägt sei, daß der unmittelbare Zugang zu älteren Skalen unmöglich geworden sei und deswegen über Dur zu erfolgen habe.

Maria Frieda Loebenstein argumentiert für den Anfang ähnlich: Ist dem Chor die Musik der Kirchentöne noch fremd, so ist es ratsam, die Unterweisung mit den Tönen der Durtonleiter zu beginnen. Die Durmelodik ist jedem vertraut, und sie bildet daher für den Anfang eine geeignete Grundlage. Die bewußte Gehörserfassung der musikalischen Vorgänge kann nur da mit Erfolg unternommen werden, wo eine Kenntnis des betreffenden musikalischen Stils vorausgesetzt werden kann. Ist der Chor mit der Kirchentonmelodik vertraut, so könnte diese hier angeführte Vorstufe weggelassen werden.19

19
A. a. O. (s. Anm. 18), S. 10 f.


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