Auch hier wird alles, was auf
dem Schlachtfeld ertönt, in die Komposition eingebunden. Berühmt gewordene
Schlachtmusiken späteren Datums schufen Beethoven und Tschaikowsky. Beethovens
sehr erfolgreiches Werk
Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria stammt
aus dem Jahre 1813, Tschaikowskys
Ouverture solennelle 1812 aus dem Jahre
1880. Im 20. Jahrhundert findet sich dieses Idiom in einigen Sinfoniesätzen
Schostakowitschs. Schließlich sei noch auf die Kriegslieder hingewiesen. Es gibt sie schon
als alte Volkslieder, aber vor allem im 19. Jahrhundert wurden Kriegs- und
chauvinistische Vaterlandslieder in unübersehbarer Zahl neu gedichtet und
komponiert.
Die Militär- und Kriegsmusik drang in breitem Maße in die Gesellschaft ein:
Der Marsch wurde zur geselligen Musik für Haus und Salon. Schon Beethoven
und Schubert schufen Militärmärsche zur Unterhaltung. Mozart integrierte
Janitscharenmusik in seine Entführung aus dem Serail, als in Wien die Türkenmode
herrschte. Ebenso imitiert sein berühmtes Alla turca den türkischen Militärmarsch.
Die Liste von Kriegs- und Militärmusik im abendländischen Musikschaffen
dürfte sehr lang sein. Soldatenmärsche, Schlachtenphantasien, Kriegslieder,
Siegeshymnen und patriotische Kompositionen aller Art sind in unermeßlicher Fülle
geschrieben worden, vor allem um die großen Kriege des 19. und der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts herum. Hier spielten merkantile und populistische Aspekte
eine nicht zu unterschätzende Rolle. Krieg hat zu jeder Zeit eine Faszination
auf die Menschen ausgeübt, was man vom Frieden nicht gleichermaßen sagen
kann. Entsprechend konnten Kompositionen, die Kriegsthemen behandelten,
auf große Absatzmärkte hoffen, die ihre Schöpfer in weiten Kreisen bekannt
machten.
Legt man die spezifischen Konturen der Kriegs- und Militärmusik an die Friedensmusik
an, so lassen sich gravierende Unterschiede feststellen: Natürlich gibt es keine eigenen
Ensembles für Friedensmusik – grundsätzlich konnte und kann jede musikalische
Besetzung Friedensmusik ausführen. Auch wurde keine spezifische Gattung für
Friedensmusik geschaffen wurde, wie der Marsch in der Militärmusik und die Battaglia
oder Schlachtenmusik. Analog zur Battaglia müßte eine »Pacifica« erst noch erdacht
werden. Ebenso findet man im Bereich des Volkslieds fast überhaupt keine
Friedenslieder. Die um 1900 entstandene und in den zwanziger Jahren aufblühende
Friedensbewegung hat sich kein eigenes verbindliches Liedgut geschaffen. Es dürfte
nicht übertrieben sein zu behaupten, daß hierin ein Grund ihres Scheiterns
liegt. Vergleichbare Bewegungen der Zeit hatten ihr eigenes Liedgut, wie die
sozialistische Arbeiterbewegung und der Nationalsozialismus. Die Wirkungsmacht der
Internationale und des Horst-Wessel-Liedes wird niemand leugnen können.
Ein Lied mit vergleichbarer Wirkung, das den Frieden propagiert, ist nicht
bekannt.
Eine andere Facette von Musik im Zeichen politischer Gewalt ist die Musik innerhalb
der Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Die bisher angesprochene Spannung