Hauptthematik in
begleitende gleichmäßige Dreiklangsfiguren. Schumanns
Romanze ist vom Gestus her lyrisch und ein auf drei Systemen
notiertes, höchst ausdrucksvolles Duett. Die beiden Hauptstimmen
verlaufen über weite Strecken in Terzen zueinander und agieren
jeweils im gleichen Rhythmus. Sie machen also alle Schritte gemeinsam
und zur gleichen Zeit, wobei die untere Stimme von der oberen
abhängt, die sozusagen den Ton angibt. Die beiden Hauptstimmen
können symbolisch als zwei verschiedene Personen betrachtet
werden, deren Schicksal im Verlauf des Stückes nach dem Willen
des Komponisten festgelegt wird. Daß diese Art der Deutung
Schumann nicht fremd ist, wurde bereits mit dem Hinweis auf seine
Rezension des Mendelssohnschen Duettos erwähnt. Sind es hier
vielleicht ebenfalls Freunde oder sogar „Liebende“, die
miteinander agieren, sich sozusagen terzweise bei der Hand gefaßt
haben und ihre Wege gemeinsam gehen? Im Mittelteil wird streckenweise
die Enge der Terzbeziehung zugunsten kurzfristiger Imitationen
aufgegeben (Takt 25–30), im Schlußteil sind die Terzen
dann wieder präsent.
Sie sind nicht nur vertikal-harmonisch, sondern auch melodisch bedeutsam und Bestandteil der thematisch führenden zweitaktigen Eröffnung und seiner um eine Terz nach oben versetzten Variante. In Takt 17 werden bei der Rückleitung zum Hauptgedanken verminderte Dreiklänge (auf cisis und gisis) gebildet, die allerdings manchmal gar keine Terzen sind, sondern übermäßige Sekunden. Im Terzabstand aufeinander folgende Seufzerfiguren, vom Hauptgedanken abgeleitet, bestimmen die vorangehende Passage Takt 13–15. Auch hier läßt sich also der Tonsatz sozusagen im Sinne einer menschlichen Regung, eines Affektes deuten. Der Haupttonart Fis-Dur in den Rahmenteilen der dreiteiligen Liedform folgen im Mittelteil eine Phrase in der parallelen Molltonart dis-Moll (enharmonisch verwechselt es-Moll) mit nachfolgender harmonischer Sequenz. Der Abschluß des Stückes ist geprägt von der Idee, die Terz als konstitutiven Bestandteil noch einmal hervorzuheben. Die Mittelstimmen kreisen die große Terz auf der Tonika, Fis-Ais, immer mehr ein, bis das Stück am Ende auf diesem Intervall stehenbleibt, während zuvor noch die Quinte Cis wie ein Herzschlag dem Metrum nachhinkt und dann im letzten Drittel des Schlußtaktes verstummt, um nur noch dem bis zum Schluß gehaltenen Nachklang der Terz Platz zu machen. Es ist in diesem Stück also eine Fülle struktureller Einzelheiten zu beobachten, die eine Deutung als „Romanze“ à deux im übertragenen Sinne möglich machen. Ob sie intendiert oder sogar auf Henriette Voigt oder Clara Wieck bezogen sind, ist natürlich nicht zu belegen. Aber Clara Wieck hat Recht, wenn sie es als schönstes Liebesduett bezeichnet. Konnte sie es unter dieser Prämisse anders deuten, als daß es auch für sie bestimmt sein müßte? Zumindest erhob sie Anspruch darauf.
Clara Wiecks erstes Stück der Trois Romances kann als Antwort auf die Fis-Dur Romanze und den damit verknüpften Konflikt betrachtet und als Pendent auf das Werk ihres Mannes gedeutet werden. Verbale Belege können für diese These nicht ins Feld geführt werden, wohl aber die offensichtliche Verwandtschaft |