Sie hat für das dritte
Stück nicht Es-Dur, sondern es-Moll gewählt und es an den
Anfang des Zyklus gestellt. Geht man davon aus, daß die Romanze
ein Schlüsselwerk ihrer Beziehung ist, so ist die Wahl der
Tonart es-Moll bemerkenswert. Den Ausführungen Janina Klassens
zufolge hat Clara Wieck die Tonart es-Moll in bewußter
Abgrenzung gegen die Simplizität von Salonromanzen gewählt.
Geht man jedoch von der Hypothese der geheimen Beziehung der beiden
Kompositionen zueinander aus, so ist es nicht die Entlegenheit der
Tonart es-Moll, sondern ihre latente Beziehung zu Fis-Dur, die bei
der Wahl eine Rolle spielte. Enharmonisch verwechselt gehören
beide Stücke tonartlich zusammen und unterscheiden sich
substantiell vor allem im Tongeschlecht42
Aufschlußreich ist im Sinne dieser Deutung die Auffassung Robert Schumanns zur Charakteristik der Tonarten, die er im Rahmen einer Kritik an Christian Daniel Schubart 1835 in der Neuen Zeitschrift für Musik veröffentlicht hat.43
Über den Unterschied zwischen Dur und Moll läßt er sich an gleicher Stelle aus. Dur sei das „handelnde, männliche Prinzip“ und Moll „das leidende, weibliche“. Auch diese Auffassung gibt Aufschluß über das zeitgenössische Verständnis der Tongeschlechter und damit über die Interpretation des Romanzen-Paares in es-Moll und Fis-Dur. Enharmonisch aufeinander bezogen, auf der Tastatur des Klavieres miteinander verschmolzen, unterscheiden sich doch beide in ihrem durch die große und kleine Terz repräsentierten Wesen und stehen symbolisch sowohl für ihre Verschiedenheit sowie für gegenseitige Anziehungskraft und Nähe.
Komponistin und Komponist sind sich einig in der Wahrung des vokalen Momentes der traditionellen Romanze und der Einbettung einer sprechenden melodischen |