- 77 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (76)Nächste Seite (78) Letzte Seite (456)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

habe sich zu seinem Zyklus op. 28 von Claras Romanzen op. 11 inspirieren lassen.32
32 John Daverio, Robert Schumann. Herald of a „New Poetic Age“, Oxford 1997, S. 187. Die Formulierungen sind etwas unklar, zu op. 28 heißt es: „...is deeply influenced by Clara, who had herself composed a set of Trois Romances for piano early in 1839, while Schumann was still in Vienna. ....these pieces may have spurred Schumann to make a contribution to the genre while he was again separated from Clara an anxiously awaiting the next round in the struggle with Wieck.“


Diese These ließe sich halten und eventuell auf die Fis-Dur-Romanze beziehen, wenn op. 28 zumindest gleichzeitig oder nach op. 11, Nr. 1, also in der 2. Hälfte des Jahres 1839 komponiert worden wäre. Leider gibt es über die Entstehungszeit von op. 28 nur pauschale oder sogar verschiedene Angaben. Am 6. Dezember 1839 schreibt Schumann an Ernst Adolph Becker: „Außer einem Romanzenzyklus hab’ ich nichts vollenden können.“33

33 Boetticher, a. a. O. (s. Anm. 2), S. 309.

Daraus kann nur auf eine ungefähre Entstehungszeit vor Dezember 1839 geschlossen werden. In einem Brief an „Ihro Wohlgeboren Fräulein Klara Wieck, Kaiserl. Königl. Kammer Virtuosin in Berlin“ erwähnt er am 30. Dezember 1839 von Leipzig aus einen Besuch des Grafen Reuß und bittet um die Zusendung seiner Nachtstücke und Romanzen; letztere wolle er dem Simonin de Sire widmen. Er fügt hinzu: „zuerst u. beim Componiren hatte ich Dich im Sinn; es ist mir aber beides Deiner nicht gut u. würdig genug.“34
34 Clara und Robert Schumann, Briefwechsel, Bd. 2, a. a. O. (s. Anm. 29), S. 833 u. 834.

Handelt es sich hier um die Romanzen op. 28, so ist der Hinweis auf die geplante Widmung an Simonin de Sire – und nicht Graf Reuß von Köstritz – merkwürdig. Diesem belgischen Verehrer aus Dinant eignete Schumann seinen Faschingsschwank zu, der allerdings auch eine Romance enthält. Am 8. Januar 1840 fährt er fort: „Die Nachtstücke und Romanzen hab’ ich mit einer ordentlichen geheimen Lust durchgegangen über Dich. An den Kompositionen ist mir übrigens eine noch garnicht recht und ich werde sie noch eine Weile hinlegen...“35
35 Auszugsweise abgedruckt bei Boetticher, a. a. O., S. 317 f. – Walter Best (a. a. O. [s. Anm. 3], S. 51) kommt zu dem Ergebnis, Schumanns op. 28 sei im Herbst 1839 entstanden.

Die erste Notiz wird von Boetticher wie auch Walter Best auf die Romanzen op. 28 bezogen.

Es gibt jedoch weitaus frühere Hinweise auf eine einzelne Romanze, die eine wichtige Rolle in einer brieflichen Auseinandersetzung zwischen den Brautleuten gespielt hat und bei der es sich eigentlich nur um eines der Stücke aus op. 28, möglicherweise um die Fis-Dur-Romanze, handeln kann. Zu Beginn des Jahres 1839, kurz vor der geplanten Konzertreise Claras nach Paris, gab es zwischen Clara und Robert einen Streit über eine nicht näher bezeichnete Romanze, die er der mit ihm befreundeten Henriette Voigt geschenkt hatte. Clara Wieck schrieb am 2. Januar 1839:


Weißt Du, was mich ein wenig von Dir geärgert hat, daß Du der Voigt zum heiligen Abend eine Romanze geschickt; es berührte mich so unangenehm als es mir die Voigt mit ironischem Gesicht erzählte (sie dachte wohl mir damit wehe zu thun) und daß sie es Bennett vorgespielt.


Erste Seite (1) Vorherige Seite (76)Nächste Seite (78) Letzte Seite (456)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 77 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik