- 74 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (73)Nächste Seite (75) Letzte Seite (456)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

der Arbeit an der fis-Moll-Sonate, die er später ebenfalls Clara widmen und von der er sagen wird, sie sei ein „Herzensschrei“ nach ihr.19
19 Robert Schumann, Tagebücher, Bd. 1: 1827–1838, hg. von Georg Eismann, Leipzig 1971, S. 419. Vgl. auch Arnfried Edler, Robert Schumann und seine Zeit, Laaber 1982, S. 24.

Im Rahmen der Vorgeschichte der „Romanze“ zwischen Clara Wieck und Robert Schumann, die 1835 intensiviert, zwischenzeitlich unterbrochen und im Sommer 1837 in Schumanns Tagebuch als „Vereinigung auf ewig“ von beiden als bindend angesehen wurde,20

20 Schumann, Tagebücher 1827–1838, a. a. O., S. 422.

bahnte sich auch im musikalischen Bereich eine stärkere Annäherung an.

Bevor die beiden 1840 heiraten konnten, mußten sie lange Trennungszeiten überstehen, während derer Konzerte, aufreibende organisatorische Tätigkeiten und auch ein z. T. anderer Personenkreis jeweils in den Vordergrund rückten. Robert Schumann hatte sich nach einem Aufenthalt in Wien von Oktober 1838 bis April 1839, wo er versuchte, mit seiner Neuen Zeitschrift für Musik Fuß zu fassen, wieder nach Leipzig zurückgezogen. Clara Wieck war im Januar 1839 – ohne ihren Vater – zu einer Konzertreise aufgebrochen, deren Hauptziel Paris war und von der sie erst am 14. August 1839 zurückkehrte. So waren die beiden Verlobten überwiegend getrennt und haben sich weitgehend nur schriftlich verständigen können. Die Briefe sind Zeugnisse ihrer heftigen Zuneigung, zeigen tiefste Anteilnahme am persönlichen Ergehen des anderen und großes Interesse, den Stand der jeweils in Arbeit befindlichen Kompositionen zu erfahren.


Im Kontext des mehr oder weniger heimlichen Austausches von Geständnissen und Versicherungen der gegenseitigen Zuneigung nehmen sowohl Schumanns wie auch Clara Wiecks Romanzen aus dem Jahr 1839 eine Sonderstellung ein.

Besonders die Fis-Dur-Romanze hat auf Clara Wieck großen Eindruck gemacht. In einem Schreiben an ihren Verlobten vom 1. Januar 1840 erhebt sie Anspruch auf eine Widmung. Er habe ihr die Romanzen geschenkt, und die Fis-Dur-Romanze sei „das schönste Liebesduett.“21

21 Litzmann, a. a. O., Bd. 1: Mädchenjahre 1819–1840, 1925, Nachdruck Hildesheim u. New York 1971, zit. nach Best, a. a. O. (s. Anm. 3), S. 53 f. Hier auch die einen Tag später, am 2. 1. 1840 folgende abschlägige Antwort Robert Schumanns.

Robert schlägt ihr überraschenderweise diesen Wunsch ab und widmet die Romanzen Heinrich II. Grafen von Reuss-Köstritz, der ein Freund Schumanns und Cousin des Fürsten Alfred von Schönburg-Hartenstein war, der Clara den Hof gemacht haben soll22
22 Vgl. Eva Weissweiler, Clara Schumann. Eine Biographie, 3. Aufl. München 1994, S. 101 f. (= dtv Biographie 30334).

und ihr in Wien zum Titel der K. u. K. Kammervirtuosin verhalf. Clara erhielt die Ernennung am 15. März 1838, die Schumann für so wichtig hielt, daß er sie umgehend in der Neuen Zeitschrift für Musik vom 27. März 1838 abdruckte. Aus dieser Sicht könnte die Widmung als Geste der Dankbarkeit angesehen werden.



Erste Seite (1) Vorherige Seite (73)Nächste Seite (75) Letzte Seite (456)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 74 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik