genannt ist. Die Schule wurde beim
Dienstbeginn Friedrich Voglers von 498 Schülerinnen besucht,
woraus sich eine durchschnittliche Klassenfrequenz von 45 bis 50
Schülerinnen ablesen läßt. Nach dem Wiedereinzug, im
Jahre 1900, in das neue Gebäude, das nun gemeinsam mit der 73.
Gemeindeschule genutzt wurde und 35 Klassenzimmer, zwei
Rektorenwohnungen, eine Schuldienerwohnung, Turnhalle und Aula
beheimatete, erweiterte sich die Kapazität der 147.
Gemeindeschule auf 17 Klassen mit insgesamt 762 Schülerinnen,
was etwa einer Klassenfrequenz von 42 bis 46 Schülerinnen
entsprechen könnte. Beim Entwurf dieses Neubaus handelt es sich
um den ersten Schulbau des Architekten Ludwig Hoffmann, der in dieser
Zeit auch den Bau des Rudolf-Virchow-Krankenhauses konzipierte
(Melk-Koch 1995, S. 103–105).
Im Wedding sind zwar nach den Karten von 1890 und
1902 (vgl. Stadtansicht 1902) Kasernenanlagen und Exerzierplätze
verzeichnet, eine für Berlin charakteristische Dominanz des
Militärs war zweifellos auch hier gegeben3
3
Dazu zitiert Georg Holmsten den Publizisten Fedor v. Zobeltitz aus
einem der regelmäßigen Berichte in den Hamburger
Nachrichten über die Hauptstadt: „In keiner anderen
Welt- und Großstadt spielt der Soldat eine so hervorragende
Rolle wie in Berlin. Außer fünf Garde-Infanterie-, fünf
Garde-Kavallerie- und zwei Feld-Artillerie-Regimentern sind in der
Landeshauptstadt noch ein Garde-Pionier- und ein
Garde-Train-Bataillon garnisoniert, ferner das reitende
Feldjäger-Korps, die Leibgendarmerie und die
Schloßgarde-Kompanie; dazu kommen noch die zahlreichen
Mitglieder der drei Departements des Kriegsministeriums, des
Generalstabs, der Generalinspektionen, der Intendantur des
Gardekorps und der drei Gardedivisionen, des Gouvernements und der
Kommandantur, der Kriegsakademie, der Artillerie- und
Ingenieursschule, der Zentralturnanstalt und der verschiedenen
Depotverwaltungen und Kommissionen. Zur Physiognomie Berlins gehört
nun einmal das zweifarbige Tuch, und es würde wohl
verwunderlich vorkommen, wenn unsre Residenz einmal ganz plötzlich
von allen Soldaten entblößt werde, wenn wir im Theater,
auf dem Rennplatz und in der Gesellschaft die eleganten Gestalten
unserer Gardeoffiziere und im auf- und niederwogenden Straßenleben
die stämmigen Erscheinungen unserer Grenadiere und Füsiliere
missen sollten. Und was würden unsere Dörthen und
Karolinen wohl sagen, wenn kein bunt bekleideter Arm sie mehr am
freien Sonntag hinaus in die Hasenheide und in das Gewühl des
Tanzbodens führen wollte. ‚Militärtoll‘ nannte
kürzlich ein französisches Blatt unsere guten Berliner ein
wenig ungalant – und ein gewisser Rausch überkommt sie
wirklich, wenn mit klingendem Spiel die ‚Maikäfer‘
einherrücken, wenn die ‚Bombe‘ durch die Straßen
rasselt oder die Fanfaren der Kavallerie ertönen und der dicke
Paukenschläger der Gardes du Corps sein dumpfes Bumbum
erschallen läßt“ (Holmsten 1984, S. 285–286).
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dennoch war die normale Präsenz und der zielgerichtete
propagandistische Einsatz des Militärs im Sinne der
allumfassenden Mobilisierung nationaler Überheblichkeit und
kriegerischer Bereitschaft des Volkes auf die Bezirke der Innenstadt
und nicht auf den grauen Arbeiterbezirk Wedding gerichtet. Hier
herrschten allenthalben Armut und Dürftigkeit und waren die
Interessen der Bevölkerung auf den kargen Lebensunterhalt
gerichtet. Die sozialen Mißstände, die auch für die
Arbeiter erkenntlich in der rigorosen Ausbeutung ihrer Arbeitskraft
durch die Fabrikbesitzer einerseits und im Mietwucher der
Hausbesitzer andererseits begründet lagen, führten zu
Unruhen und öffentlichen Anklagen, denen auch das Wirken von
Künstlern, etwa Käthe Kollwitz, Max Liebermann und Gerhard
Hauptmann, zugerechnet werden kann.
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