- 427 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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genannt ist. Die Schule wurde beim Dienstbeginn Friedrich Voglers von 498 Schülerinnen besucht, woraus sich eine durchschnittliche Klassenfrequenz von 45 bis 50 Schülerinnen ablesen läßt. Nach dem Wiedereinzug, im Jahre 1900, in das neue Gebäude, das nun gemeinsam mit der 73. Gemeindeschule genutzt wurde und 35 Klassenzimmer, zwei Rektorenwohnungen, eine Schuldienerwohnung, Turnhalle und Aula beheimatete, erweiterte sich die Kapazität der 147. Gemeindeschule auf 17 Klassen mit insgesamt 762 Schülerinnen, was etwa einer Klassenfrequenz von 42 bis 46 Schülerinnen entsprechen könnte. Beim Entwurf dieses Neubaus handelt es sich um den ersten Schulbau des Architekten Ludwig Hoffmann, der in dieser Zeit auch den Bau des Rudolf-Virchow-Krankenhauses konzipierte (Melk-Koch 1995, S. 103–105).


Im Wedding sind zwar nach den Karten von 1890 und 1902 (vgl. Stadtansicht 1902) Kasernenanlagen und Exerzierplätze verzeichnet, eine für Berlin charakteristische Dominanz des Militärs war zweifellos auch hier gegeben3

3 Dazu zitiert Georg Holmsten den Publizisten Fedor v. Zobeltitz aus einem der regelmäßigen Berichte in den Hamburger Nachrichten über die Hauptstadt: „In keiner anderen Welt- und Großstadt spielt der Soldat eine so hervorragende Rolle wie in Berlin. Außer fünf Garde-Infanterie-, fünf Garde-Kavallerie- und zwei Feld-Artillerie-Regimentern sind in der Landeshauptstadt noch ein Garde-Pionier- und ein Garde-Train-Bataillon garnisoniert, ferner das reitende Feldjäger-Korps, die Leibgendarmerie und die Schloßgarde-Kompanie; dazu kommen noch die zahlreichen Mitglieder der drei Departements des Kriegsministeriums, des Generalstabs, der Generalinspektionen, der Intendantur des Gardekorps und der drei Gardedivisionen, des Gouvernements und der Kommandantur, der Kriegsakademie, der Artillerie- und Ingenieursschule, der Zentralturnanstalt und der verschiedenen Depotverwaltungen und Kommissionen. Zur Physiognomie Berlins gehört nun einmal das zweifarbige Tuch, und es würde wohl verwunderlich vorkommen, wenn unsre Residenz einmal ganz plötzlich von allen Soldaten entblößt werde, wenn wir im Theater, auf dem Rennplatz und in der Gesellschaft die eleganten Gestalten unserer Gardeoffiziere und im auf- und niederwogenden Straßenleben die stämmigen Erscheinungen unserer Grenadiere und Füsiliere missen sollten. Und was würden unsere Dörthen und Karolinen wohl sagen, wenn kein bunt bekleideter Arm sie mehr am freien Sonntag hinaus in die Hasenheide und in das Gewühl des Tanzbodens führen wollte. ‚Militärtoll‘ nannte kürzlich ein französisches Blatt unsere guten Berliner ein wenig ungalant – und ein gewisser Rausch überkommt sie wirklich, wenn mit klingendem Spiel die ‚Maikäfer‘ einherrücken, wenn die ‚Bombe‘ durch die Straßen rasselt oder die Fanfaren der Kavallerie ertönen und der dicke Paukenschläger der Gardes du Corps sein dumpfes Bumbum erschallen läßt“ (Holmsten 1984, S. 285–286).

, dennoch war die normale Präsenz und der zielgerichtete propagandistische Einsatz des Militärs im Sinne der allumfassenden Mobilisierung nationaler Überheblichkeit und kriegerischer Bereitschaft des Volkes auf die Bezirke der Innenstadt und nicht auf den grauen Arbeiterbezirk Wedding gerichtet. Hier herrschten allenthalben Armut und Dürftigkeit und waren die Interessen der Bevölkerung auf den kargen Lebensunterhalt gerichtet. Die sozialen Mißstände, die auch für die Arbeiter erkenntlich in der rigorosen Ausbeutung ihrer Arbeitskraft durch die Fabrikbesitzer einerseits und im Mietwucher der Hausbesitzer andererseits begründet lagen, führten zu Unruhen und öffentlichen Anklagen, denen auch das Wirken von Künstlern, etwa Käthe Kollwitz, Max Liebermann und Gerhard Hauptmann, zugerechnet werden kann.



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