- 400 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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Ein spannender Vortrag müßte beim Zuhörenden vor allem die emotionalen Rezeptoren ansprechen:


  • könnte, weil ungewohnt, einen besonderen Reiz haben

  • ein vortragender Lehrer nimmt seine Schüler ernst und gibt ihnen das Gefühl, wichtige Zuhörer zu sein

  • Schüler könnten das Empfinden haben, an die Hand genommen zu werden

  • Lehrer sollte gefühlsmäßig glaubwürdig involviert sein (rede nicht über Dinge, die Dir nichts bedeuten)

  • man sollte das Mitteilungsbedürfnis des Lehrers spüren

  • trotz der Einseitigkeit gibt es einen verdeckten Dialog (je andächtiger die Schüler zuhören, desto intensiver dieser Dialog)

  • im freien Vortrag kann das Mitspielen des Schülers noch besser gestaltet werden

  • Kann Neugier und Interesse wecken, wenn der Vortrag als „Appetizing“ gestaltet ist (z. B. durch aktuelle Anknüpfung, durch Humor, durch betonte Widersprüche, durch eine anfangs absichtlich falsch gelegte Fährte etc.)

  • Setzt zeitweise das übliche Rollenspiel außer Kraft

  • Schüler dürfen sich entspannen, indem sie gespannt zuhören. Für Momente sind die ständige Leistungsanforderung und der Dauerdialog außer Kraft gesetzt

  • Schüler dürfen einmal Pause im üblichen „Hebammenspiel“ machen und sich sozusagen zurücklehnen

  • Schüler erleben ihren Lehrer einmal anders: statt als Moderatoren nun als Erzähler

  • Der Lehrer tritt in Erscheinung als jemand, der seine fachliche Kompetenz unter Beweis stellt

  • Zeigt, daß der Gegenstand „Sache“ des Lehrers und wie engagiert der Lehrer „in der Sache“ ist

  • Der Lehrer als Erzähler: dadurch stellt er einen Teil seiner eigenen Persönlichkeit dar, indem er seine „Sichtweise“ zu erkennen gibt, denn jeder Vortrag ist eine Interpretation

  • Der Lehrer stellt seinen Wissensvorsprung unter Beweis, er nützt das natürliche „pädagogische Gefälle“ positiv aus; die Schüler sitzen ihm „zu Füßen“

  • Für den Fall, daß er gut formuliert: der Lehrer tritt in Erscheinung als Formulierungs- und Vortragskünstler analog zu seiner gelegentlichen Funktion als Musizierender

  • Das Vortragen bewirkt eine Fokussierung auf den Vortragenden: man hört ihm zu und vergißt sich selbst – eine Situation wie im Theater

  • Die Schüler erfahren in einem gebauten Vortrag – über den eigentlichen Inhalt hinaus – die ästhetischen Qualitäten einer Text- und Vortrags-Dramaturgie (Introduktion, Spannungsaufbau, Höhepunkt, Schlußwendungen, Pointen etc.)

  • Stimme, Tonfall, Timbre und Körpersprache sind wichtige Komponenten einer sog. „analogen“ Kommunikation. Was man erzählt, ist wichtig. Noch wichtiger aber ist, wie man erzählt – geheimnisvoll, dramatisch, tempogeladen oder verzögert etc.

  • Schule wird damit für Momente zum Ort stimmungsvoller Begegnungen


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