Als in der musikdidaktischen Diskussion
der 60er und 70er Jahre eine stärkere Berücksichtigung der
zeitgenössischen Musik gefordert wurde, lag es nahe, die
medientechnische Grundausstattung der Schulen auf die Eignung zur
Musikproduktion experimenteller Klänge hin abzuklopfen. Es bot
sich an, die Didaktik der apparativen Praxis auf den Möglichkeiten
der relativ preisgünstigen Tonbandtechnik aufzusetzen, denn die
für HiFi-Anlagen gedachten Spulengeräte erlaubten im
Prinzip eine ähnliche Methode des Schneidens und Klebens von
Bandstücken, wie sie in den anfänglich mit ausrangierten
Geräten der Rundfunkanstalten ausgestatteten Studios der
elektronischen oder elektroakustischen Musik lange, ja bis in die
Zeit der Digitaltechnik hinein, durchaus üblich war.
Klangstücke ließen sich aus
einer Aufnahme herausschneiden, konnten neu zusammengesetzt oder
tricktechnisch manipuliert werden, z. B. durch Verändern
der Bandgeschwindigkeit oder durch Rückwärtsabspielen
u. a. m. Mit Bandgeräten der Heimstudioklasse waren
ebenfalls Playback- oder Multiplaybackaufnahmen realisierbar, auch
wenn echte Mehrspurtechnik nur durch aufwendigere Studiogeräte
(später auch mit entsprechend spezifizierten Kassettendecks)
erreicht werden konnte.
Verschiedene
mehr oder weniger schulbezogene, aber immer didaktisch-methodisch
motivierte Beiträge vermittelten medientechnische
Grundkenntnisse und verknüpften den praktisch-technischen Aspekt
mit der kreativen Umsetzung künstlerischer Ideen zu einer
sogenannten Tonbandproduktion
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Rudolf E. Hagen, Elektronische Musik in der Schule, Wien
1975. Eberhard Höhn, Elektronische musik –
Klangfarben, Klangentwicklung, Klangspiele, München:
Hüber-Holzmann 1979. Karl Hörmann / Manfred Kaiser,
Effekte in der Rock- und Popmusik, Regensburg: Bosse 1982.
Margarete u. Wolfgang Jehn, Musikwerkstatt. Die Schleife singt
ihr Abendlied. Experimente mit dem Tonband, Lilienthal: Eres
Edition 1982. Günter Kleinen / Hartmut Lägel, Tontechnik,
Montagen, Collagen. Medien im Musikunterricht, Mainz: Schott
1974. Günter Kleinen, Entwicklung kreativer Fähigkeiten
durch Mediengebrauch im Musikunterricht, a. a. O. (s.
Anm. 9), S. 7–21. Eugen Mayer-Rosa, Musik und Technik. Vom
Futurismus bis zur Elektronik, Wolfenbüttel u. Zürich:
Möseler 1974. Gertrud Meyer-Denkmann, Kassettenrekorderspiele
und Tonbandproduktionen. Modelle und Projekte für den
Unterricht, Regensburg: Bosse 1984. Josef Otto Mundigl, Musik
aus Strom. Eine Einführung in die elektronische Musik,
Ditzingen, Heimerdingen u. London: EMS 1975. R. Murray Schafer, die
schallwelt in der wir leben, Wien: Universal Edition o. J. (ca.
1971). Rolf Wehmeier / Karl-Jürgen Kemmelmeyer, Pop-Sound
aktuell. Playbacks Partituren Hintergründe, Regensburg:
Bosse 1982.
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Einige Beiträge (insbesondere Kleinen/Lägel, Mayer-Rosa und
Meyer-Denkmann) enthielten konzeptionelle Anregungen für den
musikpraktischen Umgang mit elektronischen Instrumenten und
Audiogeräten in den Lehramtsstudiengängen.17
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Gegenüber der betonten Ausrichtung auf künstlerische
Instrumentalfähigkeiten wurde in den zwischen 1974 bis 1984 an
einigen niedersächsischen Universitäten laufenden
Modellversuchen zur sogenannten „Einphasigen Lehrerausbildung“
sogar die Möglichkeit vorgesehen, daß die Studierenden
zwischen einem instrumental-vokalen und einem apparativen
Schwerpunkt wählen konnten. Mit der 1983 neu in Kraft
tretenden, landesweit einheitlich an allen Musikausbildungsstätten
Niedersachsens gültigen Prüfungsordnung für die
zweiphasige Lehrerausbildung wurde diese Regelung jedoch wieder
zurückgenommen.
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So
entstand an der Universität Osnabrück (ähnlich wie in
Oldenburg und einigen anderen Universitäten und Hochschulen) der
Ausbildungsbereich ‚Apparative
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