der heutigen elektronischen Klangwelt, die mit einem
herkömmlichen, i. d. R. mechanisch-akustischen
Instrument nie realisiert werden könnte.
Während
die Bedeutung der Klangspeicherung nach wenigen Jahren der
Entwicklung in vollem Umfange begriffen wurde12
12
Vgl. beispielsweise den von Leo Kestenberg 1930 herausgegebenen Band
Kunst und Technik, mit Beiträgen von R. Beyer, E.
Cassirer, E. Krenek, H. Mersmann, W. Ruttmann, K. Pringsheim, F.
Warschauer u. a., Berlin: Volksverband der Bücherfreunde
Wegweiser-Verlag 1930 / Osnabrück: EpOs-Music 1999
(wiederveröffentlicht von Walter Heise).
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und dann alsbald zur massenhaften Verbreitung von Schallplatte,
Tonband und Radio führte (und zum sofortigen Tod der
Musikautomaten), wurde der elektrisch, elektromechanisch oder
elektronisch erzeugte Klang in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts eher als Kuriosum bestaunt und weniger als
zukunftsfähige Erweiterung musikalischer Klang- und
Ausdrucksmöglichkeiten empfunden, wenn man von weitsichtigen
Zeitgenossen wie Ferruccio Busoni13
13
In seinem Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst (2.,
erweiterte Aufl. Leipzig: Insel-Verlag 1916) äußert sich
Ferruccio Busoni höchst interessiert zum Telharmonium von
Thaddeus Cahill, insbesondere in der Hoffnung, neue Tonsysteme mit
feineren Intonationsstufen musikalisch nutzen zu können.
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und verschiedenen Komponisten wie z. B. Paul Hindemith oder Edgard
Varèse einmal absieht.
Während
die Klangspeicherung schon sehr bald im Rahmen von bemerkenswert
frühen Filmexperimenten14
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Walter Ruttmann produzierte bereits 1929 sein ‚Hörspiel‘
Weekend, eine Klangcollage, die einiges von den Ideen der von
Pierre Schaeffer propagierten Musique concrète in
Paris vorwegnahm.
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sowie in Paris (Musique concrète) ab den 40er Jahren
künstlerisch zu musikalischen Klangcollagen genutzt wurde,
bereiteten erst in den fünfziger Jahren Musikwissenschaftler und
Komponisten, insbesondere Herbert Eimert und Karlheinz Stockhausen in
Köln, andere aber auch in den USA15
15
Zu nennen wären hier vor allem Harry F. Olson und Herbert
Belar, die 1955 den ersten Synthesizer konstruierten.
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,
den Boden für einen kompositorisch und klanglich eigenständigen
und innovativen Umgang mit den elektronischen Klängen, die sie
mit Hilfe meßtechnischer Apparaturen und Tonbandgeräten
aus isolierten Klangelementen in mühevoller Detailarbeit
synthetisierten.
Der
spannungsgesteuerte Modulsynthesizer des Musikwissenschaftlers und
Ingenieurs Robert Moog setzte dann Ende der 60er Jahre mit
musikalischer Hilfe des mit elektronischen Bach-Adaptionen weltweit
erfolgreichen Komponisten Walter Carlos (Switched-on Bach) den
technischen und kommerziellen Startpunkt für den überaus
raschen und bis heute wirksamen Durchbruch elektronischer
Musikinstrumente.
Die Ausgangsidee für die
konsequente Einbindung technischer Mittler in die Lehrer- und
Magisterausbildung liegt in der Verbindung von notwendiger
Medienpraxis zur Präsentation musikalischer Inhalte im
Musikunterricht und der Thematisierung instrumental- und
gerätetechnischer Aspekte der Musikproduktion, insbesonders bei
neuen Musikformen wie der elektronischen Musik der 50er und 60er
Jahre oder auch der etwa zeitgleichen Musique concrète in den
Studios von Radio France in Paris.
Das Tonbandgerät mit Magnetband
auf Spulen war sowohl für die Wiedergabe der vom Musiklehrer
selbst zusammengestellten Musik- und Klangbeispiele neben dem
Schallplattenspieler das wichtigste Medium für den
Musikunterricht überhaupt. Praktisch jedes Gymnasium verfügte
über einen Musikschrank mit einem Dual- oder
Lenco-Plattenspieler und einem Tonbandgerät von Grundig, Uher
oder Revox, und für Grund-, Haupt- und Realschulen wurde
zumindest diese Ausstattung gewünscht.
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