Und
Günter Kleinen leitet seinen Beitrag über die kreativen
Möglichkeiten unterrichtspraktischer Verwendung von Medien mit
dem Hinweis auf das problematische Verhältnis der Musikpädagogik
zu den Medien ein:
[...] viele Musikpädagogen
(argwöhnen), daß die technischen Apparate unter die
musikalischen Instrumente eigentlich nicht gerechnet werden dürfen
und daß das technische Medium seinem Wesen nach musikfremd sei.
In der emotionalen Einstellung vieler Musiklehrer hat die
Musiktechnik die Rolle übernommen, die in der mittelalterlichen
Musiktheorie der Tritonus inne hatte: die Rolle des Diabolus in
musica.9
9
Günter Kleinen, Entwicklung kreativer Fähigkeiten durch
Mediengebrauch im Musikunterricht, in: Musik und
Massenmedien, hg. von Helmut Rösing, München u.
Salzburg: Katzbichler 1978, S. 9.
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Die
Lehrer- wie auch die Magisterstudiengänge im Fachgebiet
Musik/Musikwissenschaft bilden in dieser Hinsicht schon seit der
Gründung der Universität Osnabrück im Jahre 1974 sogar
schon an der früheren Pädagogischen Hochschule (Adolf
Reichwein-Hochschule) eine profilierte Ausnahme.
Die
Anfänge
Zwei technische
Entwicklungsstränge mit bestimmten musikalischen und musikkulturellen Konsequenzen
gehen den musikpädagogischen Überlegungen, die hier angestellt werden,
voraus:
die
Erfindung von audiotechnischen Schallspeichern, die beliebige Klänge
für das spätere Hören konservieren konnten und
die
Konstruktion neuartiger, mit elektrischem Strom funktionierender
Instrumente.
Die
Entwicklung der Audio- und Musiktechnik
Bis
zum Ende des 19. Jahrhunderts konnte Musik nur in graphischer Form mit Noten
fixiert werden oder mit automatischen Musikinstrumenten, die mit Stiftwalzen
oder Lochkartenstreifen gesteuert wurden, beliebig neu erzeugt werden. Der originale
Klangeindruck eines Konzertes ließ sich nicht speicheren, er war unwiederbringlich
verloren. Erst im 20. Jahrhundert gelang es, mit Schallplatte, Lichtton, Tonband,
später auch Videoband, beliebige Klangmaterialien zu speichern, zu vervielfältigen
und per Funk zu übertragen, so daß einmal erklungene Musik zu beliebiger
Zeit und an verschiedenen Orten immer wieder angehört werden konnte und
damit auch für alle Zeiten dokumentiert wurde, mit zahlreichen Konsequenzen
für die Produktion und Rezeption von Musik, wie z. B. die Fixierung
neuer Standards für künstlerische Interpretation und Qualität10
10 Joachim Stange, Die Bedeutung der elektroakustischen
Medien für die Musik im 20. Jahrhundert, Pfaffenweiler: Centaurus
1989 (= Musikwissenschaftliche Studien; Bd. 10).
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.
Ebenfalls
mit dem 20. Jahrhunderts begann die Elektrifizierung der Musikinstrumente: erste
Konstruktionen wie das Telharmonium des Amerikaner Thaddeus Cahill, das antennengesteuerte
Thereminvox des Russen Lew Theremin und das Trautonium des Deutschen Friedrich
Trautwein, das Oskar Sala heute noch live spielt11
11
Es gelang Oskar Sala zur KlangArt 1991 für ein Konzert nach
Osnabrück zu holen. 1993 stellte er seine mit dem
Mixturtrautonium produzierte Filmmusik, u. a. zu Hitchcocks
Thriller Die Vögel, in einem Kongreßvortrag im
Osnabrücker Hasetorkino vor.
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,
oder die Ondes Musicales des Franzosen Maurice Martenot sind
die Vorboten
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