- 37 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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Und Günter Kleinen leitet seinen Beitrag über die kreativen Möglichkeiten unterrichtspraktischer Verwendung von Medien mit dem Hinweis auf das problematische Verhältnis der Musikpädagogik zu den Medien ein:

[...] viele Musikpädagogen (argwöhnen), daß die technischen Apparate unter die musikalischen Instrumente eigentlich nicht gerechnet werden dürfen und daß das technische Medium seinem Wesen nach musikfremd sei. In der emotionalen Einstellung vieler Musiklehrer hat die Musiktechnik die Rolle übernommen, die in der mittelalterlichen Musiktheorie der Tritonus inne hatte: die Rolle des Diabolus in musica.9

9 Günter Kleinen, Entwicklung kreativer Fähigkeiten durch Mediengebrauch im Musikunterricht, in: Musik und Massenmedien, hg. von Helmut Rösing, München u. Salzburg: Katzbichler 1978, S. 9.


Die Lehrer- wie auch die Magisterstudiengänge im Fachgebiet Musik/Musik­wissenschaft bilden in dieser Hinsicht schon seit der Gründung der Universität Osnabrück im Jahre 1974 sogar schon an der früheren Pädagogischen Hochschule (Adolf Reichwein-Hochschule) eine profilierte Ausnahme.

Die Anfänge

Zwei technische Entwicklungsstränge mit bestimmten musikalischen und musikkulturellen Konsequenzen gehen den musikpädagogischen Überlegungen, die hier angestellt werden, voraus:

  1. die Erfindung von audiotechnischen Schallspeichern, die beliebige Klänge für das spätere Hören konservieren konnten und

  2. die Konstruktion neuartiger, mit elektrischem Strom funktionierender Instrumente.


Die Entwicklung der Audio- und Musiktechnik


Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts konnte Musik nur in graphischer Form mit Noten fixiert werden oder mit automatischen Musikinstrumenten, die mit Stiftwalzen oder Lochkartenstreifen gesteuert wurden, beliebig neu erzeugt werden. Der originale Klangeindruck eines Konzertes ließ sich nicht speicheren, er war unwiederbringlich verloren. Erst im 20. Jahrhundert gelang es, mit Schallplatte, Lichtton, Tonband, später auch Videoband, beliebige Klangmaterialien zu speichern, zu vervielfältigen und per Funk zu übertragen, so daß einmal erklungene Musik zu beliebiger Zeit und an verschiedenen Orten immer wieder angehört werden konnte und damit auch für alle Zeiten dokumentiert wurde, mit zahlreichen Konsequenzen für die Produktion und Rezeption von Musik, wie z. B. die Fixierung neuer Standards für künstlerische Interpretation und Qualität10

10 Joachim Stange, Die Bedeutung der elektroakustischen Medien für die Musik im 20. Jahrhundert, Pfaffenweiler: Centaurus 1989 (= Musikwissenschaftliche Studien; Bd. 10).

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Ebenfalls mit dem 20. Jahrhunderts begann die Elektrifizierung der Musikinstrumente: erste Konstruktionen wie das Telharmonium des Amerikaner Thaddeus Cahill, das antennengesteuerte Thereminvox des Russen Lew Theremin und das Trautonium des Deutschen Friedrich Trautwein, das Oskar Sala heute noch live spielt11

11 Es gelang Oskar Sala zur KlangArt 1991 für ein Konzert nach Osnabrück zu holen. 1993 stellte er seine mit dem Mixturtrautonium produzierte Filmmusik, u. a. zu Hitchcocks Thriller Die Vögel, in einem Kongreßvortrag im Osnabrücker Hasetorkino vor.

, oder die Ondes Musicales des Franzosen Maurice Martenot sind die Vorboten

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