- 345 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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erteilt, also fünf Stunden insgesamt. Die Kinder dieser Schulen zeigten auch in den Hauptfächern im Vergleich zu den Kontrollgruppen nach drei Jahren bessere Leistungen. Dem Singen wurde ein ganz besonderer Stellenwert im Musikunterricht beigemessen. (Vgl. Weber 1993.) Auch Schulversuche in Berlin von Hans-Günther Bastian bestätigen die Tendenz dieser Ergebnisse (vgl. Bastian 1997), wobei allerdings hier dem Singen im vermehrten Musikunterricht keine besondere Rolle zugeschrieben wurde.



Impulse außerhalb der Schule


Waldemar Weber stellt in seinem neuesten Buch Die vergessene Intelligenz die musikalische Intelligenz ins Zentrum der menschlichen Intelligenzentwicklung. Er knüpft an frühere Untersuchungen an (u. a. Rauhe/Revers 1978) und zeigt die Bedeutung der Förderung der musikalischen Fähigkeiten für die gesamte Entwicklung des Menschen. (Vgl. Weber 1999.) Waldemar Weber ist Lehrer, war von der Bedeutung der Musik für die Entwicklung des Menschen überzeugt, hat über zwanzig Jahre auf diesen großen Schulversuch hingearbeitet und ihn dann schließlich durchführen können. Er hat in der Folge die Ergebnisse in die Gesellschaft getragen und erreicht, daß im April 1999 mit dem Artikel 69 ein Kulturartikel in die Schweizer Bundesverfassung (entspricht dem deutschen Grundgesetz) aufgenommen wurde, der die Förderung von „Kunst und Musik insbesondere im Bereich der Ausbildung“ vorsieht. Entsprechende Gesetzes­initiativen sind zur Zeit in Arbeit, um diese Verfassungsgebote umzusetzen.


Auch in Deutschland kann eine Resolution der Generalversammlung des Deutschen Musikrates vom Oktober 1998 als offizielle Verkündung einer wünschenswerten Trendwende in der Musikpädagogik in bezug auf Singen bezeichnet werden: „Verzicht auf das Singen im Kindesalter, insbesondere auch im frühen Kindesalter, hat erhebliche Folgen in der Entwicklung der Persönlichkeit und ihrer emotionalen Prägung“. Ein Appell an alle pädagogisch Verantwortlichen, das Singen wieder stärker zu fördern, schließt sich an. (Vgl. Deutscher Musikrat 1998.)


Seit einigen Jahren erkennen wir im sozialen Feld erfreulicherweise erste deutliche Zeichen von Neuorientierungsprozessen hin zum Singen, die ihren Ausgangspunkt vor allem erst einmal außerhalb der Schule haben, jedoch auf diese zurückwirken bzw. zurückwirken können. Aber sie haben deutliche Wachs­tumstendenz, und das ist das entscheidende für die Beurteilung ihrer wahrscheinlichen zukünftigen Entwicklung. Der Keim von gestern ist der Baum von morgen. Der kleine Boom der Entstehung von Gospelchören in den letzten Jahren beispielsweise ist nur ein Zeichen von vielen für ein wachsendes Bedürfnis, selber wieder zu singen anstatt singen zu lassen. Auch die Erfolge der wieder


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