- 339 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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Wir können dabei nichts verlieren, nur gewinnen.
Jedes Beginnen,
selbst ein noch so kleiner Schritt auf diesem Wege
wäre schon erbauend.
Im Singen würdigen wir uns und die Welt,
die Natur und die Menschen, die mit uns sind.


Georg Philipp Telemann hat dies erkannt, wenn er sagt:
„Singen ist das Fundament zur Musik in allen Dingen.“


Wenn einer aus seiner Seele singt, heilt er zugleich seine innere Welt.
Wenn alle aus ihrer Seele singen und eins sind in der Musik,
heilen sie zugleich auch die äußere Welt.


Es würde mich beglücken,
wenn ich einen solchen Gesang der Welt,
so, wie ich ihn in meinem Inneren schon höre,
noch erleben könnte:

Il canto del mondo.

(Siehe Menuhin 1999.)



In meinem Leben als Student, Chormitglied, Chorleiter, Wanderer (Berg und Heide) und Musikpädagoge nahm das Singen immer einen wesentlichen Platz ein. Die Vision von Yehudi Menuhin drückt meine diesbezüglichen Erfahrungen nicht nur treffend aus, sondern spricht mir aus dem Herzen.



Das historisch bedingte Singtrauma und die Abkehr vom Singen

Meinen Erfahrungsschatz kann ich leider nur noch mit wenigen der heute aktiven Musiklehrerinnen und Musiklehrer teilen. Sie gehören mehrheitlich jener Generation an, die aus historischen Gründen selbst keinen oder nur einen gebrochenen Zugang zum Singen finden konnte. Ihnen blieb das Singen fremd. Sie verbinden es immer noch eher mit den Mißtönen aus der Nazizeit, und das ist verständlich.

Ausgelöst wurde die Abkehr vom Singen vor mehr als 40 Jahren durch Theodor W. Adornos Kritik des Musikanten und die dadurch eingeleiteten heftigen Auseinandersetzungen um das Singen! (Vgl. Adorno 1956.) Der Mißbrauch des Singens durch die Nationalsozialisten führte zu einer generellen Kritik am gemeinschaftlichen Singen, die sich immer mehr in der Musikpädagogik und in der Gesellschaft ausbreitete und in deren Folge schließlich das Singen im Unterricht und im Lebensalltag als unangemessen und peinlich empfunden wurde. Singen in der Gemeinschaft wurde grundsätzlich abgelehnt und diskreditiert. „Wer es dennoch tat und den Wert des Singens herausstellte, galt als ewig gestrig.“ (Auerbach 1999.) In der Ausbildung von Musiklehrern spielt seither Singen


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