Wir können dabei nichts verlieren, nur
gewinnen.
Georg Philipp Telemann hat dies erkannt, wenn er
sagt:
Es würde mich beglücken,
Il canto del mondo. (Siehe Menuhin 1999.)
In meinem Leben als Student, Chormitglied, Chorleiter, Wanderer (Berg und Heide) und Musikpädagoge nahm das Singen immer einen wesentlichen Platz ein. Die Vision von Yehudi Menuhin drückt meine diesbezüglichen Erfahrungen nicht nur treffend aus, sondern spricht mir aus dem Herzen.
Das historisch bedingte Singtrauma und die Abkehr vom SingenMeinen Erfahrungsschatz kann ich leider nur noch mit wenigen der heute aktiven Musiklehrerinnen und Musiklehrer teilen. Sie gehören mehrheitlich jener Generation an, die aus historischen Gründen selbst keinen oder nur einen gebrochenen Zugang zum Singen finden konnte. Ihnen blieb das Singen fremd. Sie verbinden es immer noch eher mit den Mißtönen aus der Nazizeit, und das ist verständlich. Ausgelöst wurde die Abkehr vom Singen vor mehr als 40 Jahren durch Theodor W. Adornos Kritik des Musikanten und die dadurch eingeleiteten heftigen Auseinandersetzungen um das Singen! (Vgl. Adorno 1956.) Der Mißbrauch des Singens durch die Nationalsozialisten führte zu einer generellen Kritik am gemeinschaftlichen Singen, die sich immer mehr in der Musikpädagogik und in der Gesellschaft ausbreitete und in deren Folge schließlich das Singen im Unterricht und im Lebensalltag als unangemessen und peinlich empfunden wurde. Singen in der Gemeinschaft wurde grundsätzlich abgelehnt und diskreditiert. „Wer es dennoch tat und den Wert des Singens herausstellte, galt als ewig gestrig.“ (Auerbach 1999.) In der Ausbildung von Musiklehrern spielt seither Singen |