- 311 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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gefestigt, wurde die spätere, die Realität ihres Alltags bestimmende Ausgrenzung der „Anderen“ mitgetragen.59
59 Brade 1999, S. 161.


Zumeist zeigt sich der Judenhaß in den Liedtexten „verdeckt“, in mancherlei Umschreibung, wenn etwa vom „Schurken“, „Teufel“ oder „Weltfeind“ die Rede ist. Brutale Offenheit ist seltener, doch dann von erschreckender Eindeutigkeit. Das zum Gebrauch an Schulen und in der HJ verfaßte Liederbuch Uns geht die Sonne nicht unter (1940)60

60 Uns geht die Sonne nicht unter, hg. vom Obergebiet West der Hitlerjugend, Duisburg 1940. S. auch Platner 1983, S. 263 ff.

enthält Texte wie diese: „Auf, Sturmsoldaten, jung und alt, nehmt die Waffen in die Hand, denn der Jude hauset fürchterlich im Deutschen Vaterland.“ – „So stehn die Sturmkolonnen zum Rassenkampf bereit! Erst wenn die Juden bluten, erst dann sind wir befreit.“61
61 S. Anm. 60, S. 24 u. 33.


In einem Bielefelder Lesebuch von 1941 ist folgender Text vermerkt:


Von vorn... kommt das Kommando: Singen! Und da singt das ganze Freikorps, und es ist eine einzige, die anderen niederzwingende Verhöhnung:


Hakenkreuz am Stahlhelm,
schwarzweißrotes Band,
Schulzer Mordgesellen
werden wir genannt.
Hat man uns auch verraten,
trieb mit uns Schindluderei,
wir wußten, was wir taten,
blieben dem Vaterland treu.
Hacken schief getreten,
Nase krumm und dick,
der Familie Juda
brechen wir’s Genick!“
62

62 Rudolf Tobler (Hg.), Erbe und Auftrag. Deutsches Lesebuch für Jungen, 5. Klasse, Bielefeld 1941, S. 275, zit. nach Platner 1983, S. 246.


Hans-Jochen Gamm, Jahrgang 1925 und Abiturient einer Schweriner Oberschule, erinnert sich 1988:


Antisemitische Lieder und Texte waren uns durch die Hitler-Jugend eingehämmert worden, und wir gröhlten als Dreizehn/Vierzehnjährige wirklich das Lied vom „Sturmsoldaten“ mit dem Refrain „Wenn das Judenblut vom Messer spritzt, ei, da geht’s noch mal so gut“, ohne daß wir begriffen, welches mörderische Kauderwelsch uns eingetrichtert worden war.63

63 Gamm 1988, S. 103.


Nicht die SA, doch Rabauken-Trupps darunter brüllten vor allem vor 1933 den von Gamm genannten Refrain, der in den zugänglichen Liederbüchern nicht verzeichnet ist. Gewalt-Orgien provozierende Texte gab es aber auch sonst zu


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