Im
Vorwort zum BDM-Liederbuch Wir Mädel singen54
heißt es: „Unser Lied kündet von unserer
Weltanschauung...“ Und im Geleitwort wird der Wunsch geäußert,
das Buch, das den Mädels „etwas zu sagen hat“, möge
sehr starke Verbreitung finden. „Es soll mit das liebste Buch
in der Bücherei eines BDM-Heimes oder eines Mädels oder
Jungmädels sein.“ Wie verbreitet dieses Liederbuch war,
geht bereits aus der Tatsache hervor, daß der vorliegende Band
bis 1939 eine Auflage von 560 Tausend erreichte.
Neben
vielen für Feier, Fahrt und Tanz geeigneten Texten und Melodien
aus dem Volksliedbereich wie aus der Jugendbewegung kommen natürlich
auch allerlei NS-Lieder vor, darunter das weitverbreitete Es
pfeift von allen Dächern. Textautor ist ein Wiener Freund
des NS-Märtyrers Horst Wessel. Im Liederbuch Lobet das Land
wird die Entstehung wie folgt beschrieben:
Das
Lied entstand 1926 nach einer politischen Versammlung, die mit einer
heftigen Saalschlacht endete. Der Schöpfer des Liedes, Roman
Hädlmayr, 1907 in Wien geboren, kam schon als sechzehnjähriger
Gymnasiast zur NSDAP und zur SA. Im Jahre 1926 wurde er mit der
Führung der Wiener Hitlerjugend betraut und übernahm 1926
die Landesleitung. Anfang 1934 wurde Hädlmayr in die
Chefredaktion des „Österreichischen Beobachters“
berufen. Aber schon im gleichen Jahre wurde der „Ö. B.“
verboten, H. verhaftet und wegen staatsfeindlicher Tätigkeit
verurteilt.55
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Lobet das Land, hg. von Richard Junker u. Walter Peters, 2.
Teil: Musikbuch für die oberen vier Jahrgänge der
Volksschulen des Regierungsbezirks Hildesheim, Leipzig:
Merseburger 1940, S. 101.
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In der 2.
Strophe des Liedes heißt es: „Geduld und ballt die
Fäuste!“, und in der 4. wird die Aussage eindeutig,
sicherlich auch für BDM-Mädel: „Geduld, verratne
Brüder, schon wanket Judas Thron!“
Die
jüngsten Beiträge zum Thema Lieder in Politik und Alltag
des Nationalsozialismus (1999)56
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Niedhart/Broderick 1999.
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sind wichtig, aufschlußreich und bieten neuere
Forschungsergebnisse, doch entgehen sie nicht immer ganz der
Verharmlosung. Außer Manfred Seifert57
ist es eigentlich nur Anna-Christine Brade, die auf die fundamentale
Brutalität und die Anstiftung zum Judenhaß und deren
Folgen konkret und glasklar hinweist, wenn sie schreibt:
Meiner
Meinung nach ist im Refrain des Liedes „Es pfeift von allen
Dächern“ mit den Worten „Geduld, verratne Brüder,
schon wanket Judas Thron“ das Feindbild „Juden“
konkret benannt. Auf diese Kampfansage folgt Parduns „Volk ans
Gewehr“. Es gilt festzuhalten, daß auch in dem nach
Klaus58
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Martin Klaus, Mädchen im Dritten Reich, Köln 1983.
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so unpolitischen Liederbuch des BDM der Nationalsozialismus seine
terroristische Seite zeigt. Der Themenbereich beginnt mit der fast
hymnischen Feier der jungen Generation, danach werden Rassebewußtsein
und Eroberungswille gestärkt und die Feinde offen benannt.
„Schon wanket Judas Thron“ ist von strahlenden jungen
Mädchen mit Eifer und Andacht während eines Eltern- oder
eines Heimabends gesungen worden. Damit gehörte die Ausgrenzung
der Anderen, die Verachtung der jüdischen Klassenkameradinnen
zum Teil dieses festlichen Abends. So
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