- 306 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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Es ist deutlich erkennbar, daß die weitaus meisten Lieder, die antisemitisch ausgerichtet sind, vor 1933, also in der sogenannten „Kampfzeit“ der NSDAP geschrieben wurden. Doch sind diese nach 1933 in viele Liederbücher aufgenommen worden, da eben auch der Musikunterricht durch rassistische Merkmale gekennzeichnet werden sollte, wie viele Belege aufweisen. Allerdings waren die entsprechenden Einflüsse in der Schulrealität recht unterschiedlich, und offenbar haben sich doch viele Musiklehrer vor dem Einbeziehen antisemitischer Lehrinhalte „gedrückt“.


Renate Fricke-Finkelnburg schreibt 1979:


Mit der Rassenkunde wurde ein Kernstück nationalsozialistischer Ideologie in die Schulen getragen. Bereits im September 1933 wurde mit Wirkung vom 1. Oktober 1933 durch einen Erlaß für Preußen Rassenkunde für die Abschlußklassen aller Schulen eingeführt und zum Prüfungsgebiet der Abschlußprüfungen erklärt, „von dem niemand befreit werden darf“.39

39 Fricke-Finkelnburg 1979, S. 99.


Und zwar hatten sich alle Fächer, und nicht etwa nur Biologie und Geschichte, in den Dienst dieser Aufgabe zu stellen. Der Erlaß wurde im Januar 1935 auf das gesamte Reichsgebiet ausgedehnt.

Im Erlaß des Ministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Bernhard Rust40

40 Bernhard Rust (1883–1945). Seit 30. 4. 1933 Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. Selbstmord in Berne (Wesermarsch) am 8. 5. 1945 bei der Nachricht von der deutschen Kapitulation.

, vom 15. Januar 1935 heißt es u. a.:


Was für die Geschichte gesagt ist, gilt entsprechend für Deutsch, Kunstunterricht und auch Singen. Sie alle haben sich der Gestaltung germanisch-deutschen Wesens einzuordnen, sowohl in wertender Rückschau wie in vorschauendem Aufbauwillen.


Und den Schluß bilden folgende Anweisungen:


Politische Willensbildung muß als das Hauptziel stets fest im Auge behalten werden. Auf Gemüt und Willen der Jugend vermag der Erzieher jedoch nur zu wirken, wenn die Grundlagen der völkischen Weltanschauung auch sein eigenes Denken, Wollen und Handeln ganz bestimmen und als lebendiges Vorbild vor der ihm anvertrauten Jugend steht und mit ihr lebt.41

41 Zit. nach Fricke-Finkelnburg 1979, S. 112 f.


Gustav Behrendt schrieb 1936/37 über die Bedeutung von NS-Liedern:


Erst mit der nationalsozialistischen Bewegung wuchs das deutsche Liedgut von neuem, und mit dem Kampflied wuchs die Bewegung... Damals gab Dietrich Eckart seine Parole „Deutschland erwache“... In diesen Liedern war zunächst der Ruf zum Kampf gegeben: „Die Fahne hoch“, „Volk ans Gewehr“... Durch Wort und Kampflied wurde die Bewegung groß, um 1933 den Sieg zu erringen... Heute kämpft das Lied um die Seele jedes einzelnen und hämmert (sic! H. L.) ihm die politisch-weltanschaulichen Gedanken der Bewegung ein.42

42 Behrendt 1936/37, S. 95 f.


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