Es ist deutlich erkennbar, daß die weitaus meisten Lieder, die antisemitisch ausgerichtet sind, vor 1933, also in der sogenannten „Kampfzeit“ der NSDAP geschrieben wurden. Doch sind diese nach 1933 in viele Liederbücher aufgenommen worden, da eben auch der Musikunterricht durch rassistische Merkmale gekennzeichnet werden sollte, wie viele Belege aufweisen. Allerdings waren die entsprechenden Einflüsse in der Schulrealität recht unterschiedlich, und offenbar haben sich doch viele Musiklehrer vor dem Einbeziehen antisemitischer Lehrinhalte „gedrückt“.
Renate Fricke-Finkelnburg schreibt 1979:
Mit
der Rassenkunde wurde ein Kernstück nationalsozialistischer
Ideologie in die Schulen getragen. Bereits im September 1933 wurde
mit Wirkung vom 1. Oktober 1933 durch einen Erlaß für
Preußen Rassenkunde für die Abschlußklassen aller
Schulen eingeführt und zum Prüfungsgebiet der
Abschlußprüfungen erklärt, „von dem niemand
befreit werden darf“.39
Und zwar hatten sich alle Fächer, und nicht etwa nur Biologie und Geschichte, in den Dienst dieser Aufgabe zu stellen. Der Erlaß wurde im Januar 1935 auf das gesamte Reichsgebiet ausgedehnt. Im Erlaß des Ministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Bernhard Rust40
Was für die Geschichte gesagt ist, gilt entsprechend für Deutsch, Kunstunterricht und auch Singen. Sie alle haben sich der Gestaltung germanisch-deutschen Wesens einzuordnen, sowohl in wertender Rückschau wie in vorschauendem Aufbauwillen.
Und den Schluß bilden folgende Anweisungen:
Politische
Willensbildung muß als das Hauptziel stets fest im Auge
behalten werden. Auf Gemüt und Willen der Jugend vermag der
Erzieher jedoch nur zu wirken, wenn die Grundlagen der völkischen
Weltanschauung auch sein eigenes Denken, Wollen und Handeln ganz
bestimmen und als lebendiges Vorbild vor der ihm anvertrauten Jugend
steht und mit ihr lebt.41
Gustav Behrendt schrieb 1936/37 über die Bedeutung von NS-Liedern:
Erst
mit der nationalsozialistischen Bewegung wuchs das deutsche Liedgut
von neuem, und mit dem Kampflied wuchs die Bewegung... Damals gab
Dietrich Eckart seine Parole „Deutschland erwache“... In
diesen Liedern war zunächst der Ruf zum Kampf gegeben: „Die
Fahne hoch“, „Volk ans Gewehr“... Durch Wort und
Kampflied wurde die Bewegung groß, um 1933 den Sieg zu
erringen... Heute kämpft das Lied um die Seele jedes einzelnen
und hämmert (sic! H. L.) ihm die politisch-weltanschaulichen
Gedanken der Bewegung ein.42 |