- 303 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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Blume, es „dürfte eine Aufgabe von Generationen sein“, die Probleme von Musik und Rasse zu lösen.31
31 Blume 1939, S. 68, 79 u. 85.


Nach 1945 war von diesen „Problemen“ auch bei Friedrich Blume nicht mehr die Rede, und es war auch keiner mehr wegen des „rassischen Moments“ von Bach „so gewaltig ergriffen“. Man tat auch in der Musikwissenschaft und Musikerziehung so, als sei „nichts gewesen“ – und ging einfach zu anderen „Tagesordnungen“ über...


Es wurde schon angedeutet, daß heute nicht mehr zu klären sein wird, inwieweit nationalsozialistische Forderungen nach ideologischer Beeinflussung in puncto „Judentum“ im Musikunterricht nachgekommen wurde. Auch wenn Schriften über Musik und Rasse (wie z. B. die von Richard Eichenauer und Guido Waldmann) in der parteiamtlichen Bücherliste für Lehrerbüchereien standen32

32 Völkische Musikerziehung, Jg. 1940, H. 10, S. 257.

, der Umfang ihrer Verwendung bleibt unklar.


Offenbar war der Spielraum der Musiklehrer groß – abgesehen von der feierbestimmten Einbindung von NS-Liedern, wobei antisemitische Lieder wahrscheinlich nicht sehr oft zum Klingen gebracht wurden. Doch diesbezüglich zentrale Lieder sind oft belegt: „Deutschland, erwache“ ebenso wie „Volk ans Gewehr“ (siehe spätere Notenbeispiele hier).


Insgesamt gilt sicherlich, was Ulrich Günther lapidar feststellt: Die Aufgabe der Schule war u. a. „durch einen militanten Rassismus“ bestimmt. Erziehungsziel war der „deutschbewußte Mensch“, und „dahinter steckte der Rassebegriff mit seiner Arroganz, Intoleranz und Überheblichkeit allem Nichtdeutschen gegenüber“.33

33 Günther 1986, S. 105.

Günther verdanken wir die erste und fundamentale Aufarbeitung der Geschichte der Schulmusikerziehung im NS-Staat (1967), und er hat im Laufe von Jahrzehnten durch weitere Beiträge so manches Licht in das Dunkel dieser Zeit gebracht.


Bis heute liegen allerdings nur wenige präzise und detaillierte Analysen von Musik-Schulwerken (etwa der Garbe, Deutsche Musik in der Höheren Schule, Kein schöner Land u. a. m.) sowie von ungezählten Liedern, Kantaten und sonstigen Feiermusiken aus jener Zeit vor.34

34 Niedhart 1999, S. 5 ff. weist auf Forschungsdefizite hin.


Auch im Bereich der Musikwissenschaft gibt es in dieser Hinsicht viele Forschungsdefizite.



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