- 286 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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aus der Musikgeschichte bekannt sind. Der weitgespannte Radius seiner kompositorischen Tätigkeiten umfaßt alle Gattungen/Genres/Form- und Besetzungstypen in der damals bekannten Musik: Mozart verweigert sich keiner Sparte und kann seine kompositorischen Erfahrungen in Sinne eines Austausches von einem Genre in ein anderes mobilisieren. Demzufolge verankert er buffoneske Elemente in der Instrumental- und Vokalmusik, wobei er die hintergründigen Ebenen ebenso sucht wie plakative Wirkungsmechanismen, d. h. einerseits feinsinnige, dem nichtinformierten Hörer verborgen bleibende Aspekte realisiert, andererseits grobschlächtige musikalische Formulierungen bemüht.

So ist das Sextett Ein musikalischer Spaß für die Fachwelt von so großem Interesse, daß es immer wieder interpretiert und sogar in einer kürzlich erschienen Publikation in allen Details erörtert wird.9

9 Vgl. Daschner, a. a. O. (s. Anm. 1); das Sextett wird unter allen genannten Werken Mozarts am häufigsten behandelt.

Laurie-Jeanne Lister, Humor as a Concept in Music, Frankfurt a. M. 1994 (= Publikationen des Instituts für Musikanalytik Wien; Bd. 2); der 2. Teil der Publikation widmet sich Mozarts Sextett (S. 101–174).

Ebenso stehen die opere buffe häufig im Zentrum wissenschaftlicher Untersuchungen. Hier werden einige Aspekte aus den Ouvertüren zu Così fan tutte und der Zauberflöte diskutiert.



Die Ouvertüre zu Così fan tutte


Così fan tutte, das dritte und letzte Werk in der Reihe der großen opere buffe und in der Zusammenarbeit mit da Ponte entstanden, hat bis heute eine besondere Stellung im Opernschaffen Mozarts behauptet, wie sich in der Rezeptionsgeschichte seit E. Th. A. Hoffmann abzeichnet.10

10 Vgl. Stefan Kunze, Mozarts Opern, Stuttgart 1984, S. 432 ff.: Così fan tutte: Ernste Scherze (Zitat: S. 458)

Diese Situation umreißt Kunze in folgender Weise:


Die Oper Così fan tutte beginnt wie eine Farce, mit einem Stück Musik, das im Œuvre Mozarts rätselhaft und jedenfalls singulär zu nennen ist. Weder früher noch später hat Mozart ein Experiment wie die Così fan tutte-Ouvertüre unternommen. Es war ein Experiment zur Gewinnung einer Dimension, die der Musik bisher verschlossen geblieben war: der Dimension des Ironischen.


Dieser Aspekt steht im Zentrum der Untersuchungen, die sich – von unterschiedlichen Ansätzen ausgehend – der Ouvertüre nähern.


Kunze definiert das Moment der Ironie, indem er die Ouvertüre in vergleichbarer Weise beleuchtet wie auch das Sextett Ein musikalischer Spaß interpretiert wird, d. h. als das kompositorische Niveau dilettierender Kollegen:11

11 Kunze, a. a. O., S. 458.


Mozart komponiert in der Ouvertüre so wie alle komponieren – Così fan tutti (in diesem Fall!). Der Titel der Oper ist in der Ouvertüre verallgemeinert, auf das Komponieren selbst zur Anwendung


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