- 285 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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Die Verknüpfung musikalischer Tendenzen, denen eine komische Wirkung eignet, verbindet sich mit Telemann und dessen Vorliebe für den „polnischen Geschmack“. Vgl. dazu die Ausführungen in dem entsprechenden Artikel der MGG5

5 MGG, Sachteil, 8. Band, Kassel 1998, Artikel: Scherzo, Sp. 1058.

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In J. S. Bachs 3. Partita aus dem 1. Teil der Clavierübungen z. B. steht zwischen einem Burlesca überschriebenen Satz und der abschließenden Gigue ein Scherzo im 2/4-Takt mit einem im Rhythmus charakteristischen polnischen Kopfmotiv ... Überhaupt scheint dem 18. Jh. die Auffassung nicht fremd gewesen zu sein, wonach der ‚pohlnische Styl‘´, den Telemann ‚am ehesten bekannt gemacht habe‘, als ‚lustig‘, ‚sartyisch‘ und ‚spöttisch‘ (J. A. Scheibe, Critischer Musicus, Hbg. 1738–1740 ...) bezeichnet und mit der italienischen Überschrift Scherzo versehen werden konnte...


Auch die Oper kennt diese Begrifflichkeiten. Vgl. den entsprechenden MGG-Artikel6

6 MGG, Sachteil, 7. Band, Kassel 1997, Artikel: Opera buffa, Sp. 654.

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Das allgemeinsprachliche Adjektiv buffo (komisch, lustig) ist früh im Kontext des Musiktheaters nachzuweisen, wobei eine Gattungsspezifizierung bestenfalls implizit erfolgt; so widmet die Satire Il teatro alla moda von B. Marcello (1720 Vdg.) ein Kapitel den ‚parti buffe‘ (hier: den Sängern der Intermezzi), die den ‚parti serie‘ der heroischen Oper entgegengesetzt werden. Aber obwohl sich in der Realität des Theaterbetriebs die verschiedenen musikdramatischen Konzeptionen immer mehr dem dualistischen Prinzip von heroischer und komischer Oper fügten, wurde die Notwendigkeit einer strikten terminologischen Scheidung offensichtlich lange nicht empfunden.


Die beiden genannten Autoren Scheibe (1738–40) und Marcello (1720) stehen stellvertretend für den ausgehenden mittleren bzw. späten Barock. Dieses Zeitalter wird auch dann in den Blick genommen, wenn es darum geht, komische Charakterzüge im Detail zu beschreiben. So konzentriert sich Daschner7

7 Daschner, a. a. O. (s. Anm. 1), S. 37–46.

im Kapitel 1.3.2 (Barock) auf Pergolesis La serva padrona (1733), mehrere Werke von Telemann, Bachs Kaffeekantate (1732) und nennt abschließend die Beggar’s Opera (1728), die sich erfolgreich gegen den Typus der opera seria wandte, wie ihn Händel vertrat. Auch wenn Daschner im 2. Kapitel (Objektgebundener Humor)8
8 A. a. O., S. 73–75.

die historische Dimension angeht, beginnt er mit dem 17./18. Jahrhundert und setzt mit Werken von Telemann ein, um sich dann Mozart zuzuwenden.


Die buffonesken Elemente konzentrieren sich in den Jahren von 1720–1750, und zwar ebenso in der Instrumental- wie auch in der Vokalmusik. Damit ist der Boden für Mozart bereitet: Die Verbreitung humoristischer Tendenzen ist nicht an bestimmte Genres gebunden, sondern kann generell auftreten (natürlich ausgenommen in der Kirchenmusik). Das spezifische Naturell Mozarts, seine Gewohnheiten und seine Lebensauffassung, sein Umfeld und weitere Faktoren ermöglichen eine Kumulation der in Rede stehenden Aspekte, wie sie sonst kaum


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