- 258 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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Gibt es einen geeigneten Teich oder ein Wasserbecken, so läßt sich darüber z. B. ein Glockenturm mit einzeln über Rollen und Flaschenzüge versenkbaren Metallröhren oder Felgen errichten. Wasserbadend verlieren sich dort die Klänge im eigenen Glissandowohlgefallen. Interessante Objekte sind auch trockne Bäume von regierbarer Größe oder entsprechend umfangreich verzweigte starke Äste, die man auf das Schulgelände holen und dort ablegen, aufstellen oder –hängen kann. Nach gründlicher Säuberung von allen morschen Holzteilen geben sie einen vorzüglichen Resonanzkörper für angehängte Selbstklinger ab, deren Schwingungen direkt mit dem Ohr am Holz oder mit Hilfe des Fadenstethoskops bis in die Verästelungen hinein zu belauschen sind.


Bei genügend Initiative und Ideen der Projektteilnehmer und entsprechendem Entgegenkommen von Behörden, Firmen und anderen Ansprechpartnern lassen sich auch Möglichkeiten außerhalb der Schule finden, Klangobjekte anzusiedeln. Z. B. könnte in einem Rathaus eine unaufdringliche Klangskulptur vorübergehend willkommen sein. Durch Kontakte, die ohnehin mit vielen Betrieben über die Durchführung von Praktika bestehen, ergibt sich u. U. die Möglichkeit, direkt auf einem Firmengelände mit spezifischem, dort anfallendem Material zu arbeiten.

Die Projektaktivitäten außerhalb des Schulkomplexes sollten sich auch auf die Erkundung von akustischen Besonderheiten am Schulort erstrecken. Bei gründlicher Suche wird vielleicht bewußt, daß es in der Nähe Räume mit geradezu phänomenalen Eigenschaften gibt. So lädt z. B. in Bad Essen der acht Sekunden lange Nachhall in einer Tiefgarage nur wenige Schritte von der Schule entfernt zu klangschwelgerischen Improvisationen ein. Als vergleichbar sensationell erweist sich der Besuch des hiesigen Aussichtsturms, wenn man sich durch die 30 Meter hohe Treppenröhre nicht nur unachtsam trampelnd bewegt, sondern den Nachhall zwischen den sonst so häßlichen Betonwänden in Ruhe wahrnimmt und beginnt, mit ihm musikalisch zu kommunizieren. Vielleicht hat die Erkundungsgruppe ja Lust, eine Turmmusik zu erfinden, die – ob mit oder ohne Partitur – jedenfalls ‚inwändig‘ zu spielen wäre.



Die Materialsammlung


Voraussetzungen


Im Mittelpunkt der praktischen Vorbereitung des Projekts steht die Materialsammlung. Damit ein möglichst vielfältiger und reichhaltiger Fundus heranwächst, gilt es vom ersten Aufkeimen einer Projektidee an, Ohren und Augen offenzuhalten bzw. sie bei möglichst vielen Ansprechpartnern des persönlichen Wirkungskreises – auch außerhalb der Schule – zu öffnen und sich nicht zu scheuen, jedem Verdacht oder Hinweis auf taugliches Material selbst nachzugehen,


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