- 240 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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Im Kern müßte unser gewähltes Beispiel d-f-as-c nun im Sinne Wagners eine Fortsetzung cis-f-as-h bzw. des-f-as-h erfahren. Ob diese Septimenparallelen wirklich auftreten, kann somit zum entscheidenden Kriterium für die Frage: Tristan-Akkord Ja-Nein? werden (vgl. Vogel 1962, S. 90 f.).


Daß daneben der Akkord zu Beginn von Takt 10 des Tristan ebenfalls eine (Umkehrungs)-Form des fraglichen Klanges ist – c1-f1-gis1-d2 ist enharmonisch gleich mit c1-f1-as1-d2 und dies ist eine Umkehrungsform von d1-f1-gis1-c2 –, sei hier außer acht gelassen, da er stärker vom Anfangsmodell und seiner ersten Sequenzierung abweicht. Nicht nur umfaßt die Abwärtsführung der Cello-Linie nunmehr 3 statt 2 Halbtonschritte, auch die aufsteigende chromatische Linie wurde von 3 auf 4 Schritte erweitert und schließlich ist der Endklang in Takt 11 zwar wie in den Gliedern zuvor ein Dominantseptakkord, jedoch hat er mit dem Anfangsklang keinerlei gemeinsamen Tonhöhen mehr (gleichwohl können zwischen allen vorkommenden Tonhöhen Sekundbeziehungen konstruiert werden: c1-h, f1-fis2[1], gis1-a1, d2-dis1[2], vgl. Notenbeispiel 2h). Zudem läßt sich der Akkord zu Beginn von Takt 10 in der originalen enharmonischen Notierungsweise Wagners nicht auf Basis des Terzschichtungsprinzips erklären.

Notenbeispiel 2: Mögliche Fortführungen des „Tristan-Akkords“




Die Bedeutsamkeit der Septparallelen – bei Wagner genauer: dieser Folge von übermäßiger Sexte f-dis1 und kleiner Septime e-d1 – ist vor allem darin zu sehen, daß bei dieser Art Fortschreitung die beiden aufeinander folgenden Akkorde – bezogen auf ein und dieselbe Tonleiter – nicht zugleich leitereigen sein können: Mindestens einer der beiden Akkorde muß dann wenigstens ein alterierter sein. Im allgemeinen wird dabei der erste Akkord als ein alterierter aufgefaßt – und zwar gleichgültig, welchen der beiden Zusammenklänge des zweiten Taktes man betrachtet –, während der zweite zumeist als leitereigener, insbesondere nicht alterierter Dominantseptakkord angesehen wird (Notenbeispiel 2f). Das Umgekehrte ist eher selten: ist der erste Zusammenklang ein Septakkord der II.


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