- 24 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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Ich greife voraus und füge ich hier noch einen Titel an, der sich mit didaktischen oder historischen Zusammenhängen befaßt:

In Musiktechnik als Mittel und Gegenstand des Unterrichts (1985) ging es mir vor allem darum, die in der Schule verwendeten musiktechnischen Geräte aus dem Ghetto reproduktiver Anwendungen zu befreien und ihre produktiven Möglichkeiten als Musikinstrumente zu nutzen. Daraus ergab sich auch die Notwendigkeit, sie im Rahmen der „Instrumentenkunde“ ähnlich zu behandeln, wie alle anderen Musikinstrumente. (Bernd Enders machte hierzu später den Vorschlag zu einer neuen Systematik!)

7. Bild – apparative Praxis

1974 wurde ich in diesem Hause (zum dritten Mal) „inventarisiert“, u. a., um die apparativen Dinge in der Lehrerausbildung weiterzutreiben. Die Aufgaben teilten sich so, daß Rudolf Weber Geld aus vergessenen Töpfen der alten PH heranschaffte, das ich dann ausgeben konnte.

In dieser Zeit überschlugen sich die technischen Entwicklungen. Besonders die Transistortechnik ließ uns schnell das Sammelsurium meßtechnischer Geräte vergessen. Zwar hatten wir inzwischen von den amerikanischen Moog-Synthesizern gehört, die ungeahnte Möglichkeiten haben sollten – sie waren aber unbezahlbar. Dann aber tauchten in England billigere Geräte auf, von denen wir eins für wissenschaftliche Zwecke importierten. Leider verstand der Zoll diesen wissenschaftlichen Zweck überhaupt nicht – drohte ein Verfahren wegen Zollvergehens an und verschlang mit seinen Forderungen unseren restlichen Etat. (Das Geld kam erst wieder, nachdem es den Weg vom Zollamt über das Finanzministerium, Wissenschaftsministerium, Finanzausschüssen der Universität usw. genommen hatte – natürlich begleitet von einer Menge Begleitpapieren.) – Einige Jahre später waren die Dinge einfacher geworden: Wir bekamen von der Volkswagenstiftung einen Großsynthesizer, der ebenso schnell zum Museumsstück wurde, wie die Digitalisierung der Musikgeräte um sich griff. – Schade eigentlich, zumal die Analogtechnik ihren eigenen Reiz haben kann!

Wir waren überzeugt, daß der Umgang mit all diesen Geräten künftig zum Fundamentum eines Lehrerstudiums gehören müsse, – und schrieben das in der ersten Studienordnung dieser Universität für alle Lehrämter fest. Natürlich stießen wir damit bei den Schulmusikabteilungen vieler Musikhochschulen auf Unverständnis. Es hieß: „Solche Lehrangebote dienen nur der Verschleierung künstlerischer Defizite“. – Mag sein – aber der Ausgleich mangelnder Kenntnisse im Bereich der apparativen Musiktechnik in der Schulpraxis erschien uns ebensowichtig.


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