- 223 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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nicht, oder sie sind nicht harmoniefremd.“ (Schönberg 1911, S. 344 [374].) Ob allerdings Adornos Vermutung zutrifft, daß „der Anfang des Tristanvorspiels wahrscheinlich einfacher sich [in Schemata der Zwölftonharmonik] darstellen [ließe] als in den Funktionen von a-moll“ (Adorno 1949, S. 80), muß bezweifelt werden, zumal derartige Schemata nirgendwo in einer Weise ausgearbeitet werden konnten, daß sie einen derartigen Erklärungswert besäßen.

Als mehr oder minder explizite Versuche, das Erfinden des Tristan-Akkordes wenigstens teilweise zu erklären, sind auch die vielen Nachweise von (angeblichen) Tristan-Akkorden anzusehen, die vor Wagners Tristan geschrieben worden sein sollen. Eine explizite Verneinung eines häufig genannten Beispiels für Liszt als Wagner-Vorbild bietet Eger (1999).


Ein dritter Gesichtspunkt der Klassifizierung von Texten zum Tristan-Akkord ist die bereits durch Adornos Überlegungen angesprochen Frage, welcher der Akkorde bzw. der verschiedenen Zusammenklänge als sog. selbständige Akkorde anzusehen sind: es überwiegen die Deutungen, die erst den Zusammenklang f-h-dis-a als selbständigen Akkord auffassen. Hierauf wird noch zurückzukommen sein.


Schließlich – viertens – ein gewissermaßen metatheoretischer Gesichtspunkt: Ausführungen, die den Akkord als schon vollständig er- und geklärt ansehen („Ausgangspunkt ist die spätromantische Harmonik, wobei ärgerlicherweise der Tristan-Akkord wieder einmal als ein nicht »erklärbares harmonisches Phänomen« [...] dargestellt wird.“ Asmus 1997, S. 93a), können von solchen unterschieden werden, die ihn weiterhin als „rätselhaft“ (Vogel 1962, S. 7, dieser Terminus auch bei Breig 1986, S. 443) bzw. genauer: als theoretische Herausforderung begreifen (Seifert 1993, S. 119–123). Ob Seifert mit jener vierzeiligen Fußnote zufriedengestellt sein wird, mit der Asmus das Unerklärte mal eben schnell erklärt (Asmus 1999, S. 93, Anm. 2), mag bezweifelt werden.

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HS: Das ist ja... Ich hab’ das kürzlich wo gelesen... wo hab ich denn hier... in diesen alten Akten hier! Äh – äh – Im Ffffff-[Unlustgrimasse, wie leicht angeekelt(?)]-fffeuilleton der FAZ, da war das auch hier. [Kamera zeigt FAZ-Ausschnitt (Everding 1998)*]


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*Wie hoch diese Zeitung die musikalischer Bildung ihrer Leser veranschlagt, verdeutlicht das dort beigefügte Notenbeispiel von Takt 1–3: es ist in Partituranordnung, verlangt die Kenntnis des Alt- und Tenorschlüssels sowie die Fähigkeit, allein aufgrund der Vorzeichen der einzelnen Stimmen zwei transponierende Notationen zu erraten. Welch wunderbares Gleichnis der Rätselhaftigkeit dieses Gebildes; aber: dahinter steckt bekanntlich immer ein kluger Kopf! (Zugegeben: der Text bietet – wie in solchen Rätselspalten üblich – eine kleine Hilfestellung,


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