- 22 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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Tonbandgerät und ein Mikrofon mußten für die Ausführung genügen.

Das Klangmaterial entstammte schließlich einem kleinen, silbrig klingenden Streichpsalter. Es wurde ich jeder Richtung transponiert, vorwärts und rückwärts übereinanderkopiert und schließlich neu geschnitten (was man damals noch mit einer wirklichen [unmagnetischen] Schere und Klebeband machte). Das Endprodukt klang tatsächlich irgendwie „elektronisch“, – allerdings würde man die Arbeit einer ganzen Woche heute in 10 Minuten machen.

5. Bild – elektronische Musik

Ende der 60er Jahre war die elektronische Musik so in unseren Gesichtskreis gerückt, daß wir sie gern auch in die Schule getragen hätten. Z. B. faszinierten uns inzwischen „klassisch“ gewordene Stücke der elektronischen Musik, wie Stockhausens Studie II oder der Gesang der Jünglinge aus den 50er Jahren. Dabei entstand sehr schnell das didaktische Problem, ob man Schülern in sehr vereinfachter Form Zugänge zu diesem neuen Klangmaterial verschaffen könnte, das sie allenfalls mit „Raumfahrt“-Bildern verbanden. Natürlich fehlte es an klangerzeugenden und -verändernden Geräten jeglicher Art (– jedenfalls zu einem erträglichen Preis).

Eine erste Gerätekonfiguration, die mir heute abenteuerlich erscheint, bestand aus einem Tonbandgerät mit Misch- und Kopiermöglichkeiten, einem kleinen Sinus-Rechteckgenerator (natürlich in Röhrentechnik) und einem kleinen Kästchen, das vier Dioden und zwei Spulen enthielt und das ich eines Tages zusammengebaut hatte. Nachdem Techniker mit dem Begriff „Ringmodulator“ nichts hatten anfangen können, war ich schließlich – unter anderer Bezeichnung – in der Telefon-Technik fündig geworden.

So wie sich die Kölner Pioniere an die Betriebstechnik des WDR gehalten hatten, hielten wir uns an physikalische Sammlungen und Elektronik-Shops. Mein Hauptwerkzeug in dieser Zeit waren nicht Bleistift und Kugelschreiber, sondern ein Lötkolben – und das sollte noch einige Jahre so bleiben.

6. Bild – Publikationen 1

Die frühen Versuche, eine apparative Musikpraxis in der Schule zu etablieren, mußten vorerst scheitern. Erstens fehlte es an der notwendigen Ausstattung: Selbst für die Anschaffung eines Klaviers waren Kollegien und Schulträger von Volksschulen kaum zu bewegen – und das anderthalb Jahrhunderte nach Nägelis Forderung, ein jeder müsse Klavier lernen!


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