- 212 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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Schubert hatte die ersten zwölf Gedichte dem verbreiteten Almanach Urania. Taschenbuch auf das Jahr 1823, Neue Folge, 5. Jahrgang, Leipzig und Berlin 1823 (darin Wanderlieder von Wilhelm Müller. Die Winterreise. In zwölf Liedern) entnommen. Sie stammten von dem Bibliothekar und Lehrer Wilhelm Müller (1794–1827).18
18 Texte von Müller hatte Schubert bereits 1823 in dem Zyklus Die schöne Müllerin op. 25 D 795 vertont.

Schubert begann mit der Komposition der Gedichte Müllers ab Februar 1827 und beließ die vorgegebene Reihenfolge. Offenbar betrachtete er zunächst die Winterreise nach dem zwölften Lied als abgeschlossen. Die Texte des zweiten Teils fand er offenbar dann in Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Herausgegeben von Wilhelm Müller. Zweites Bändchen. Dessau 1824, gewidmet Carl Maria von Weber, dem Meister des deutschen Lieds, als Pfand für seine Freundschaft und Bewunderung. Diese Veröffentlichung enthält die schon in Urania gedruckten Texte; sie wurden jedoch um neue eingeschobene Gedichte erweitert. Schubert begann ab Oktober 1827 mit der Komposition des zweiten Teils der Winterreise und korrigierte noch selbst auf dem Sterbelager die Druckvorlagen. Erstausgaben erschienen 1828 (Haslinger).


Im Sinne der Toposdidaktik konzentrierte sich bald die Diskussion auf die Absicht, die in der Winterreise dargestellten Gefühle und Stimmungen in einem Hörspiel einzufangen, das die Idee des Zyklus bzw. die Aussage nicht verändert, sie aber mit Mitteln des Hörspiels verstärkt, verdeutlicht und – ergänzt durch neue Klänge und in einer Kunstform unserer Zeit – Hörern heute nahebringt. Die Winterreise vermittelt mit Bildern eines einsamen Weges durch die Winternatur Empfindungen der Kälte, der Verzweiflung, der Lie­bes­­­­ent­­täuschungen, des Abschieds, des Todes und der Auflösung ins Nichts. „Schauerliche Lieder“ hatte Schubert selbst den Zyklus gegenüber seinen Freunden genannt – und uns Hörern läuft ein Schauder über den Rücken, wenn wir die Aussagen der Lieder mit eigenen Lebenserfahrungen und -wel­ten in Zusammenhang bringen.


Ähnlich wie ein Opernlibretto muß sich auch ein Hörspiel auf Wesentliches konzentrieren. Daher wurden folgende Lieder bzw. Teile ausgewählt:


  • Nr. 24 Der Leiermann: Dies Lied nimmt eine zentrale Funktion im Hörspiel ein. Fischer-Dieskau deutet dies Lied als „ein tragisch-ironisches Selbstporträt“.19

    19 Fischer-Dieskau, a. a. O. (s. Anm. 17), S. 292.

    Offenbar sah Schubert seine soziale Situation als Musiker dem wunderlichen Alten mit der Drehleier, dem Bettlerinstrument seiner Zeit, vergleichbar: „Was wird aus mir armen Musikanten? Ich werde wohl im Alter wie Goethes Harfner an die Tür schleichen und um Brot betteln müssen!“ sagte Schubert zu Bauernfeld 1826.20
    20 A. a. O., S. 292.

    In diesem Lied treffen imaginative Einsamkeit und Ausgestoßensein des

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