- 210 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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didaktische Interpretation sich weitgehend verbal vollzogen, wurde über neue Wege einer didaktischen Interpretation nachgedacht. Die handlungsorientierten, innovativen Ansätze der 1970er Jahre, die sich als Produktionsdidaktik im Ansatz der Polyästhetischen Erziehung11
11 Wolfgang Roscher (Hg.), Polyästhetische Erziehung. Klänge – Texte – Bilder – Szenen. Theorien und Modelle zur pädagogischen Praxis, Köln 1976.

oder in den Heften der roten reihe (Universal-Edition) konkretisierten, hatten sich offenbar gegenüber der medientechnisch weniger aufwendigen und leichter bewertbaren, am Hören und am Wort orientierten Unterrichtspraxis nicht durchsetzen können. Jedoch hatte Hentig bereits 1970 darauf hingewiesen,


... daß unsere ästhetische Erziehung in einem grotesken Mißverhältnis zu unserer ästhetischen Beanspruchung steht – und erst recht zu unserer wissenschaftlichen, beruflichen und politischen Erziehung. ... Eine ästhetische Erziehung bestünde ... vor allem darin, den Menschen von klein auf die Gestaltbarkeit der Welt erfahren zu lassen, ihn anzuhalten, mit der Mächtigkeit der ästhetischen Wirkungen zu experimentieren und die unendliche Variation nicht nur der Ausdrucksmöglichkeiten, sondern gerade auch der Aufnahme- und der Genußmöglichkeiten zu erkennen.12

12 Hartmut von Hentig, Systemzwang und Selbstbestimmung. Über die Bedingungen der Gesamtschule in der Industriegesellschaft, Stuttgart 3. Aufl. 1970, S. 93 f.


Im Unterrichtswerk Spielpläne Musik13

13 Karl-Jürgen Kemmelmeyer / Rudolf Nykrin (Hg.): Spielpläne Musik. Schülerbücher, Lehrerbände, Tonträger, Spielhefte, Stuttgart: Klett-Verlag ab 1984. Bisher sind über 40 Materialien erschienen.

waren diese Anregungen Hentigs bereits in einigen Unterrichtseinheiten umgesetzt worden. So wurde z. B. die kompositorische Idee geeigneter Werke mit einfachen Mitteln im Sinne experimentellen Musizierens in der Klasse vor dem Anhören des Werkes realisiert. Schüler hören anschließend – quasi als Fachleute – die professionelle Realisation durch den Komponisten. Darüber hinaus gab es in dem genannten Unterrichtswerk Anregungen für multimediale Produktionen.


Gemäß Hentigs Wort „mit der Mächtigkeit der ästhetischen Wirkungen zu experimentieren“, Reflexion durch Produktion, lehrende Interpretation mit künstlerischen Mitteln – diese Leitgedanken standen im Mittelpunkt eines Seminars, das ursprünglich den Umgang mit Mischpult, MIDI-Instrumenten und Sequencer üben wollte, um Technik und Produktionsweisen von Pop- und Rocktiteln im Studium zu vermitteln.14

14 Zur Hochschuldidaktik siehe Karl-Jürgen Kemmelmeyer, Jugend als Ziel von Sound, Marketing und Massenmedien. Hochschuldidaktische Aspekte der Vermittlung populärer Musik im Schulmusikstudium, in: Musik und Bildung, 23. (82) Jg. (1991), H. 2 (März/Apr.), S. 5–8.

Ein Pop-Titel wurde im Laufe des Semesters fertig. Im Zusammenhang mit Erfahrungen elektronischer Musik der 1950er Jahre entwickelte sich unter den Teilnehmern jedoch bald eine

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