- 208 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (207)Nächste Seite (209) Letzte Seite (456)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Karl-Jürgen Kemmelmeyer



Schuberts Winterreise


Didaktische Interpretation mit elektronischen Mitteln
Ein Produktionsbericht


Didaktische Interpretation – ein Rückblick


Wir leben in einer Zeit der massenmedialen Hörprägung durch an Musikfarben und Zielgruppen orientierte Rundfunkprogramme. Auswirkungen dieses heimlichen Lehrplans erfahren Musiklehrerinnen und -lehrer täglich in der Schule, wenn das Wertungsverhalten der Schülerinnen und Schüler mit dem Anspruch eines Unterrichts kollidiert, der vertiefendes Hören und Verständnis für komplexe und subtile Werke einer Hochkultur in der Musik anbahnen will. Zunehmend mehr wird der Musikunterricht der allgemeinbildenden Schule in der Sozialisation und musikalischen Biographie der Schüler heute zur einzigen Instanz, die noch Begegnungen mit dieser Musik vermittelt.


Für den schwierigen Prozeß der Annäherung und des Verstehens dieser Werke hat die musikpädagogische Diskussion Ansätze und Praxisvorschläge entwickelt. Alts Versuch einer Auslegungslehre1

1 Michael Alt, Didaktik der Musik. Orientierung am Kunstwerk, Düsseldorf 1968, Kap. 3 (Interpretation), S. 68 ff., bes. S. 129 ff. u. Kap. 4 (Information), S. 237 ff.

, Ehrenforths Versuch einer Grundlegung der musikalischen Hermeneutik2
2 Karl Heinrich Ehrenforth, Verstehen und Auslegen. Die hermeneutischen Grundlagen einer Lehre von der didaktischen Interpretation der Musik, Frankfurt a. M. 1971.

und Richters Weiterführung der Gedanken Ehrenforths mit Interpretationsbeispielen3
3 Christoph Richter, Theorie und Praxis der didaktischen Interpretation von Musik, Frankfurt a. M. 1976.

seien hier als Impulse genannt, die einer didaktischen, einer lehrenden Interpretation als Methode den Weg bahnten. Mit der Erweiterung der zunächst am rechten Textverständnis orientierten Hermeneutik rückten durch den Begriff des Verstehens nun auch Schüler mit ihren individuellen Lebenserfahrungen in den Blickpunkt.4
4 Vgl. Ehrenfort, a. a. O., S. 6, Richter, a. a. O., S. 43.

Trotz der Forderung nach dem „Abholen“ der Schüler, nach einer „didaktischen Brücke“ zwischen Werk und Hörer5
5 Richter, a. a. O., S. 42 f.

offenbarten die Interpretationsbeispiele dieser Schriften letzten Endes doch eine dominante

Erste Seite (1) Vorherige Seite (207)Nächste Seite (209) Letzte Seite (456)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 208 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik