- 204 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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später entstanden sind.40
40 Steinbeck, a. a. O. (s. Anm. 36), S. 557.

Der Vergleich Schuberts mit Mozart,41
41 Csampai/Holland, a. a. O. (s. Anm. 14), S. 293; Gülke 1991, a. a. O. (s. Anm. 3), S. 59.

Haydn und Beethoven hat sich zudem erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verdichtet.

Steinbeck vertritt dagegen die Forschungsmeinung, die 5. Sinfonie „repräsentiere vielmehr ein ganz eigenes sinfonisches Konzept“. Die Kürze der Sätze, die nicht vorhandene langsame Einleitung, die solistischen Aufgaben der einzelnen Bläser- und Streicherstimmen und die diskutierte Verwandtschaft mit Mozart (besonders seiner g-Moll-Sinfonie KV 550) wenden sich gegen Argumente des Zufälligen und Absichtslosen. Die „Substanz“ dieser Sinfonie liege vielmehr „im Melos, im Zarten und Leisen, in der Anwendung feiner Mittel“.42

42 Steinbeck, a. a. O., S. 603; vgl. Konold, a. a. O. (s. Anm. 3), S. 415.

Die reduzierte Besetzung der 5. Sinfonie ist daher kein schlagendes Indiz für den Laienorchesterbezug, der in späterer Zeit immer wieder hergestellt wurde. Sie kann zwar praxisbedingte Gründe gehabt haben, aber auch künstlerischen Erwägungen entsprungen sein, die in der Schubert-Foschung nach wie vor diskutiert werden. Schließlich bietet gerade diese Sinfonie eine formale Neuerung: Sie hat keine langsame Einleitung, sondern das Hauptthema erklingt ab Takt 4, ohne als solches sofort erkennbar zu werden.43
43 Vgl. Maurice J. E. Brown / Hans Ferdinand Redlich, Art. Franz Schubert, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG), Bd. 12, Kassel 1965/1989, Sp. 142–163, dort Sp. 144; vgl. Kloiber, a. a. O. (s. Anm. 3), S. 178.


Aber auch in Renners Darstellung selbst finden sich Ungereimtheiten, die den Autor sogar zur Widersprüchlichkeit verleitet haben: „...in zufällig sinfonischem Gewand“; „Eigenartig inmitten das schroffe Menuett.“; „Das Finale hat’s in sich. Da muß man schon spielen können.“ Also müssen die „Liebhaberorchester“ doch gut sein?! Die Schubert-Forschung hat dem Privatorchester des Geigers Otto Hartwig, auf das heutige Laienorchester mit Blick auf die Uraufführung der 5. und 6. Sinfonie immer wieder verweisen, mittlerweile ein vergleichsweise hohes spieltechnisches Niveau attestiert, das heutigen durchschnittlichen Laienorchestern durchaus adäquat gewesen sein dürfte.44

44 Steinbeck, a. a. O. (s. Anm. 36), S. 552; Schweizer/Werner-Jensen, a. a. O. (s. Anm. 2), S. 307.

Heutige Laienorchester halten die Sinfonien Schuberts zudem keineswegs für spieltechnisch leicht. Insgesamt wird der spieltechnische Schwierigkeitsgrad im oberen Drittel einer Skala45

45 Nürnberger Katalog des BDLO 1995, S. II–III: „Die Klassifikation betrifft nur die Anforderungen an die Orchesterspieler. Probleme der Interpretation bleiben außer Betracht, ebenso der Schwierigkeitsgrad eventueller Soloparts. Maßstab für die Klassifizierung ist das Leistungsvermögen gut ausgebildeter und versierter Amateurmusiker.“

von 1–6 angesiedelt, wobei die 1. und 7. Sinfonie mit Stufe 4, die 2. und 8. Sinfonie sogar mit der Höchststufe 6 und die übrigen mit 5 bewertet werden. Die Ouvertüren (vgl. Abbildung 4) werden im Durchschnitt eine Schwierigkeitsstufe niedriger, zwischen 3 und 5, angesetzt, so daß aber insgesamt bei Schuberts Orchesterwerken nicht von spieltechnischer Einfachheit die Rede sein kann.

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