- 193 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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Die Schubertsche Sinfonie steht in der Regel im zweiten Teil eines Sinfoniekonzertes für sich. In seltenen Fällen eröffnet ein – dann vorwiegend romantisches – Werk mit der Funktion einer zweiten Ouvertüre den Teil nach der Pause. Demnach scheinen manchem Laienorchester Schuberts Sinfonien angesichts einer Spieldauer unter 30 Minuten (Ausnahme: Nr. 8 C-Dur D 944) für den zweiten Konzertteil offensichtlich zu kurz zu sein, wenn von einer gesamten Spielzeit von 70–90 Minuten ausgegangen wird:


Programmbeispiel:11

11 Studenten-Sinfonie-Orchester Marburg/Lahn e. V., Konzert am 8. 2. 1995, BDLO-Archiv Nürnberg.

Rossini: Ouvertüre zu Wilhelm Tell 12 Minuten

Arutjunjan: Konzert für Trompete und Orchester As-Dur 16 Minuten

**Pause**

Sibelius: Finlandia op. 26 9 Minuten

Schubert: Sinfonie Nr. 7 h-Moll Unvollendete D 759 22 Minuten


Eher selten ist ein Programm wie das folgende der Kölner Orchestergesellschaft zu finden:


Programmbeispiel:12

12 Kölner Orchestergesellschaft, Konzert am 5. 6. 1994, BDLO-Archiv Nürnberg.

Schubert: Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485 Besetzung: 1.2.0.2.-2.0.0.0.-0-Str13

13 Diese Art der verlagsüblichen Besetzungsangaben bedeutet, nach Instrumentengruppen getrennt: Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotte – Hörner, Trompeten, Posaunen, Tuba – Pauke – Streicher. Schuberts 5. Sinfonie ist besetzt mit 1 Flöte, 2 Oboen, 0 Klarinetten, 2 Fagotten – 2 Hörnern – 0 Trompeten, 0 Posaunen, 0 Tuba – 0 Pauken – Streichern; die zitierte Gounod-Suite sieht 1 Flöte, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte und 2 Hörner vor.

Gounod: Petite Suite für Holzbläsernonett Besetzung: 1.2.2.2.-2.

**Pause**

Haydn: Sinfonie Nr. 104 D-Dur (12. Londoner) Besetzung: 2.2.2.2.-2.2.0.0.-Pk-Str


Hier empfand man offensichtlich eine musikalische und dramaturgische Steigerung von Schuberts 5. Sinfonie zu Haydns 12. Londoner Sinfonie, die als seine letzte und, neben der Nr. 103 Es-Dur „mit dem Paukenwirbel“, als „große Sinfonie“ gilt. Ihre „Modellhaftigkeit“ und „Reife“ wird in den Konzertführern übereinstimmend unterstrichen.14

14 Kloiber, a. a. O. (s. Anm. 3), S. 89; Schweizer/Werner-Jansen, a. a. O. (s. Anm. 2), S. 163; Konold, a. a. O. (s. Anm. 3), S. 214 f.; Attila Csampai / Dietmar Holland (Hg.), Der Konzertführer. Orchestermusik von 1700 bis zur Gegenwart, Darmstadt 1987/1996, S. 131 f.

Die „unvollständige“ Besetzung (vgl. Abschnitt 4) der 5. Sinfonie Schuberts mit 1.2.0.2.-2.0.0.0.-0-Str – geht man von 2.2.2.2.-2.2.0.0.-Pk-Str aus – trägt zu dem Empfinden bei, daß nach einem Bläserwerk mit 1.2.2.2.-2., bei dem fast alle Holzbläser bereits in Erscheinung getreten sind, das Schlußstück optisch und im Klangvolumen die größte Besetzung des Abends präsentieren sollte.


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