Die Schubertsche Sinfonie steht in der Regel im zweiten Teil eines Sinfoniekonzertes für sich. In seltenen Fällen eröffnet ein – dann vorwiegend romantisches – Werk mit der Funktion einer zweiten Ouvertüre den Teil nach der Pause. Demnach scheinen manchem Laienorchester Schuberts Sinfonien angesichts einer Spieldauer unter 30 Minuten (Ausnahme: Nr. 8 C-Dur D 944) für den zweiten Konzertteil offensichtlich zu kurz zu sein, wenn von einer gesamten Spielzeit von 70–90 Minuten ausgegangen wird:
Programmbeispiel:11
Rossini: Ouvertüre zu Wilhelm Tell 12 Minuten Arutjunjan: Konzert für Trompete und Orchester As-Dur 16 Minuten **Pause** Sibelius: Finlandia op. 26 9 Minuten Schubert: Sinfonie Nr. 7 h-Moll Unvollendete D 759 22 Minuten
Eher selten ist ein Programm wie das folgende der Kölner Orchestergesellschaft zu finden:
Programmbeispiel:12
Schubert: Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485 Besetzung: 1.2.0.2.-2.0.0.0.-0-Str13
Gounod: Petite Suite für Holzbläsernonett Besetzung: 1.2.2.2.-2. **Pause** Haydn: Sinfonie Nr. 104 D-Dur (12. Londoner) Besetzung: 2.2.2.2.-2.2.0.0.-Pk-Str
Hier empfand man offensichtlich eine musikalische und dramaturgische Steigerung von Schuberts 5. Sinfonie zu Haydns 12. Londoner Sinfonie, die als seine letzte und, neben der Nr. 103 Es-Dur „mit dem Paukenwirbel“, als „große Sinfonie“ gilt. Ihre „Modellhaftigkeit“ und „Reife“ wird in den Konzertführern übereinstimmend unterstrichen.14
Die „unvollständige“ Besetzung (vgl. Abschnitt 4) der 5. Sinfonie Schuberts mit 1.2.0.2.-2.0.0.0.-0-Str – geht man von 2.2.2.2.-2.2.0.0.-Pk-Str aus – trägt zu dem Empfinden bei, daß nach einem Bläserwerk mit 1.2.2.2.-2., bei dem fast alle Holzbläser bereits in Erscheinung getreten sind, das Schlußstück optisch und im Klangvolumen die größte Besetzung des Abends präsentieren sollte. |