- 177 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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Wahrnehmungsarten und Wirkungsstrukturen von Musik und zugehörige Reaktionsmuster4
4 Aus Hörmann 1987, S. 43–56.


Musik = Objekt

Sinn und Gehalt

Black box der Wahrnehmungs-

ver­arbeitung

Person = Subjekt

Wirkung und Beziehung

musikimmanent, personabgelöst, absolut, denotativ-digital, Intonati­on

neurophysiologische und kognitive Reizaufnahme und -selektion

(Filter, Lakunen, Abwehr)

psychophysische, emotionale, ra­tionale, konnotativ-analoge, refe­rentialistische, außermusikalisch bestimmte Stellungnahmen


Auffassungsweisen von Musik:

Konsequenzen bei der Person:

als indifferenter akustischer Reiz

physische Reaktion

strukturell-analytisch

kognitives Erfassen

ganzheitliche Wahrnehmungsgestalt

psychophysisches Erleben und Verstehen

emotional-assoziativ

subjekt-projizierendes protopathisches Erleben

als Identifikations- und Transportmedium

außermusikalisch besetzte konnotative Beziehung


digital richtige Auffassung + analog richtige Reaktion

adäquate Interpretation des musikalischen Sinns, „Re-sonanz“, „Per-sonanz“

digital richtige Auffassung + analog falsche Reaktion

inadäquate Interpretation des musikalischen Sinns, umdeutend-projizierend; autonom

digital falsche Auffassung + analog richtige Reaktion

Musik als akustisches Transportmedium für außer­musikalische Zwecke

digital falsche Auffassung + analog falsche Reaktion

indifferenter akustischer Reiz mit motorischer, proto­pathischer und kommunikativer Wirkung



Für die Analyse und Interpretation besteht also die Notwendigkeit, zwischen den sachimmanenten und wirkungs­bezogenen Polen von Musikausübung und Musikhören zu unterscheiden, wobei Musikpädagogik und Musiktherapie es gleicherweise mit Mensch und Musik zu tun haben, allerdings mit pointierter Schwerpunktverlagerung, von der die andere Seite durchaus Notiz nehmen sollte, um die erwähnten gravierenden Fehleinschätzungen zu vermeiden. Die Angewandte Musik- und Tanzsychologie ist somit zu verstehen als


a) Lehre von der Dechiffrierung von Sinn und Gehalt = sachzentriert; Lehre von der „gestischen Gebärde“ (Mühle 1967), die es zu vermitteln gilt,


b) Lehre von der Psyche in bezug zu Musik (Lehre von der Musikwirkung) = personbezogen; Lehre von der „handschriftlichen Gebärde“ (Mühle 1967).


Zwischen Pädagogik und Therapie gilt folgende Dichotomie und Rollenaufteilung:


a) Didaktische Zielsetzung: z. B. adäquater Umgang mit Musik wie werk­adäquates Verstehen und Musizieren.


b) Therapeutische Zielsetzung: „sorgfältige Pflege und Weiterbildung“ gesunder Anteile durch nachträgliche adressatenorientierte Pädagogik, z. B. „personaler“


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