Wahrnehmungsarten
und Wirkungsstrukturen von Musik und zugehörige Reaktionsmuster4
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Aus Hörmann 1987, S. 43–56.
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Musik = Objekt
Sinn und Gehalt
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Black box der Wahrnehmungs-
verarbeitung
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Person = Subjekt
Wirkung und Beziehung
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musikimmanent, personabgelöst, absolut,
denotativ-digital, Intonation
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neurophysiologische und kognitive Reizaufnahme und
-selektion
(Filter, Lakunen, Abwehr)
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psychophysische, emotionale, rationale,
konnotativ-analoge, referentialistische, außermusikalisch
bestimmte Stellungnahmen
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Auffassungsweisen
von Musik:
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Konsequenzen
bei der Person:
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als
indifferenter akustischer Reiz
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physische
Reaktion
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strukturell-analytisch
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kognitives
Erfassen
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ganzheitliche
Wahrnehmungsgestalt
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psychophysisches
Erleben und Verstehen
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emotional-assoziativ
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subjekt-projizierendes
protopathisches Erleben
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als
Identifikations- und Transportmedium
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außermusikalisch
besetzte konnotative Beziehung
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digital richtige Auffassung + analog richtige
Reaktion
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adäquate
Interpretation des musikalischen Sinns, „Re-sonanz“,
„Per-sonanz“
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digital richtige Auffassung + analog falsche Reaktion
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inadäquate
Interpretation des musikalischen Sinns, umdeutend-projizierend;
autonom
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digital falsche Auffassung + analog richtige Reaktion
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Musik
als akustisches Transportmedium für außermusikalische
Zwecke
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digital falsche Auffassung + analog falsche Reaktion
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indifferenter
akustischer Reiz mit motorischer, protopathischer und
kommunikativer Wirkung
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Für
die Analyse und Interpretation besteht also die Notwendigkeit,
zwischen den sachimmanenten und wirkungsbezogenen Polen von
Musikausübung und Musikhören zu unterscheiden, wobei
Musikpädagogik und Musiktherapie es gleicherweise mit Mensch und
Musik zu tun haben, allerdings mit pointierter
Schwerpunktverlagerung, von der die andere Seite durchaus Notiz
nehmen sollte, um die erwähnten gravierenden Fehleinschätzungen
zu vermeiden. Die Angewandte Musik- und Tanzsychologie ist somit zu
verstehen als
a)
Lehre von der Dechiffrierung von Sinn und Gehalt = sachzentriert;
Lehre von der „gestischen Gebärde“ (Mühle
1967), die es zu vermitteln gilt,
b)
Lehre von der Psyche in bezug zu Musik (Lehre von der Musikwirkung) =
personbezogen; Lehre von der „handschriftlichen Gebärde“
(Mühle 1967).
Zwischen
Pädagogik und Therapie gilt folgende Dichotomie und
Rollenaufteilung:
a)
Didaktische Zielsetzung: z. B. adäquater Umgang mit Musik
wie werkadäquates Verstehen und Musizieren.
b)
Therapeutische Zielsetzung: „sorgfältige Pflege und
Weiterbildung“ gesunder Anteile durch nachträgliche
adressatenorientierte Pädagogik, z. B. „personaler“
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