- 165 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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musikalischen Förderung der Schülerinnen eine genauere Behandlung (die ja doch mehr literarischer und geschichtlicher Art ist) beanspruchen dürfen; die für die Durchnahme der angeführten Unterrichtsbeispiele angesetzten Zeiten sind viel zu hoch. Es kann sich nur um Zusätzliches handeln, das innerhalb eines anderen Rahmens (aber nicht so sehr als eigenes Thema) gegeben werden kann. Die geschichtliche oder literarische Stellung einiger Frauen ist kein Grund, ihre musikalische Bedeutung zu überschätzen; das gilt ja auch von den Männern.

Die philologische Behandlung musikalischer Themen wird zu einer Gefahr für den erziehlichen Musikunterricht. Das beweist auch die vorliegende Arbeit, die, trotzdem sie von einer Frau kommt, weniger das Musikerzieherische an sich als ein Prinzipielles, von ihrer Stelle aus gesehen, als das Treibende erkennen läßt. Die praktischen Unterrichtsbeispiele hätten auf ein höheres erzieherisches Ergebnis hinzielen müssen – was allerdings mit bloßen Kenntnissen um die Dinge nicht zu erreichen ist. Auch der Unterricht muß schöpferisch sein; da kann die Frau nach voller Gleichberechtigung mit dem Manne streben. Die Absicht der Arbeit (bedeutende frauliche Leistungen für die Zukunft vorzubereiten) ist lobenswert; jedoch liegt die bisherige Rückständigkeit der Frau nicht nur im Soziologischen und im Mangel an Ausbildung begründet. Ihre große Gabe der Einfühlung und Vermittlung ist ein vollkommener Ersatz für das fehlende Schöpferische „aus dem Nichts(!)“ ...

Gut (2)

15. 4. 44 E. Jos. Müller


Anmerkung:

Müllers kritische Äußerungen über die Fähigkeiten von Frauen beruhen zweifellos auf historisch bedingten Vorurteilen.


Anregung der Examenskandidaten zu eigenen bescheidenen empirischen Untersuchungen („Geschichte von unten“) / Betonung der „volkserzieherischen“ Bedeutung des Chorwesens


Zu Ursula G.: Das Chorleben in Bielefeld:

Die Arbeit liest sich gut und bietet viel Interessantes; ...

... In der Hauptsache aber ist es die Geschichte der offiziellen Musikpflege der Stadt und stützt sich auf Programme, Berichte, also auf Gedrucktes. Ein Schulmusiker muß aber, wenigstens so weit es ihm möglich ist, noch andere Quellen studieren, als es die Musikgeschichte gemeinhin tut. Aus den Schulen, aus mündlichen Berichten und eigener Beobachtung hätte sich mancher Aufschluß erbringen lassen über den Zusammenhang zwischen dem repräsentativen Musikleben und dem bürgerlichen Leben. Diese Art der musikalischen Geschichtsschreibung steht im allgemeinen noch aus. Es sei anerkannt, daß die Arbeit gelegentlich Bemerkungen über Chorerziehung bringt; hier hätte sich, ebenso bei der Erwähnung der Volkschöre u. a. ein Ansatzpunkt finden lassen, dem Aufsatz einen musikerzieherischen Wert zu geben. Besonders eine kleinere Stadt kann


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