- 161 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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sie nicht nur geschichtlich gesehen werden, fast nur noch Schlagwortbedeutung. Das stete Vergleichen mit andern Motiven und Werken reißt immer vom Gegenstande ab. Im Grunde ist es Verlegenheit, weil die musikalische Kapazität der Lehrer und Schüler nicht hinreicht und das Leben selbst noch kein Fundament gab ...

Befriedigend II–III E. Jos. Müller


...und Geniekult / für Kunstgenuß


Zu Waltraut H.: Händels „Acis und Galatea“:

Die geschichtlichen Vorbemerkungen sind gut, auch ist die Wahl des Werkes zur Behandlung in der Schule hinreichend begründet. Zu loben sind auch die Bemühungen, das Werk auf seine Zeit zu beziehen und doch seine erziehlichen Dauerwerte auszunutzen; es muß gesorgt werden, daß die Musikstunde nicht zu einer geschichtlichen oder kunsttheoretischen wird; es kommt auf die musikalische Förderung in erster Reihe an. Darum ist auch das Biographische diesem Zwecke unterzuordnen. So wichtig und pädagogisch ausnutzbar die Behauptung ist, das Werk sei ‚Klanggebärde seines Schöpfers‘, so muß doch dieser selbst auch als Frucht seiner Zeit und darüber hinaus im Dienste des allgemein Gültigen stehend verstanden werden, daß er nur als Mittler erscheint zwischen dem Menschen und dem Hohen. Der Gedanke, daß das Geniale zugleich das Volksentsprossene ist, ist erziehlich wertvoller als eine einseitige Wertschätzung des Genies an sich. Das Werk selbst muß also zum Verständnis und zum Erleben im Schüler gebracht werden; das Geschichtliche und Biographische hat nur diesem Zwecke zu dienen ...

... Die unterrichtliche Behandlung des Werkes kann befriedigen und würde es noch mehr tun, wenn das Verstandesmäßige nicht doch sich vordrängte; daher sinkt die Besprechung von der Höhe herab in allgemein theoretische Unterweisungen. Auf dieser Stufe müssen die notwendigen Begriffe und Erkenntnisse entweder im Laufe der methodischen Schulung oder vor der eigentlichen Behandlung gewonnen worden sein, sonst sind dazwischen gesprengte Einzelerklärungen nötig, die die Kunsthöhe und Gefühlsversenkung stören. Auch dieses hat die Verfasserin erkannt, ohne aber ihren Unterricht so zu gestalten, daß er selbst Kunst wird. Die sprachliche Darstellung ist sorgfältig und würdig.

Befriedigend 2–3

12. 4. 43 E. Jos. Müller


Anmerkung:

Der Begriff „Volksentsprossenes“ kommt meines Wissens in den Schriften Müllers nicht vor, wohl aber ist häufiger von Volksbildung oder Volkserziehung die Rede. Diese und ähnliche von ihm verwendeten Begriffe haben ihre Wurzeln nicht im „Dritten Reich“, sondern schon in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts oder gar im 19. Jahrhundert.



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