- 159 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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sieht in ihrer Begeisterung und Bekenntnisfreudigkeit nicht das Fehlen der realen Grundlagen für eine erziehliche Durchnahme, zu welch letzterer ich den Mangel an gründlicher religiöser Bildung zähle. Es muß doch wieder deutlich gesagt werden, daß zum Erleben großer religiöser Werke mehr als Geist, musikalische Bildung und ästhetisch=tolerantes Anerkennen der Empfindungen des Komponisten gehört (selbst diese Vorbedingungen sind bei Menschen jugendlichen Alters nicht gegeben)[,] sondern eine Reife des Urteils, eine Fähigkeit des eigenen Mitempfindens und Bekennens, die nicht auf dem Wege des Unterrichtens gefunden werden kann. Es gibt Werke, die für die Schule zu hoch bleiben, dazu gehört vor allem dieses Werk; ganz abgesehen davon, daß die Mittel, es auch nur rein künstlerisch würdig darzustellen, nicht vorhanden sind – die Schallplatte bleibt doch ein vitaminloser Ersatz. Um Bachs und der Musik wegen muß eine lebendige Religiösität erhalten bleiben, wie er umgekehrt einer der stärksten Stützen des Christentums bleibt; seine Bedeutung für die rel. Belehrung des deutschen Volkes ist unschätzbar, solange er in seiner Einheit als Mensch, Künstler und Christ verstanden und nicht nur von einer Seite her erfaßt wird. Statt daß die Schule sich an die höchsten Dinge wagt, sollte sie eine heilige Scheu empfinden, sie in unzulänglicher Weise zu behandeln. Es ehrt die Verfasserin, wenn sie glaubt, ihre eigene hohe Anschauung auf die Jugend übertragen zu können, aber sie darf den Sinn für die Realitäten nicht verlieren.

Diese persönlichen Ansichten können natürlich das gute Urteil über den ehrlichen Versuch, über die geschickte Darstellung und das hohe Streben der Verfasserin nicht beeinflussen; der künstlerische Ernst und die erziehliche Veranlagung derselben sind deutlich erkennbar.

Prädikat 2 (gut) E. Jos. Müller


Gegen oberflächliche motivische Analyse


Zu Bernhild M.: Mozarts „Bastien und Bastienne“:

... Das leidige Vergleichen der Motive (Bastien und die Eroika z. Bspl.) zersplittert, läßt an Äußerlichkeiten kleben und erzieht zur Plagiat-Jagd, und läßt nicht erkennen, welch verschiedene Bauten aus den gleichen Ziegelsteinen gemacht werden können und durch welche Mittel. Von der Fortführung der Motive, von der eigentlichen musikalischen Kunst erfahren die Schüler bei dieser Art der Besprechung nicht viel. Es ist darum zu begrüßen, daß die Verfasserin mit der Besprechung eine Aufführung verbinden will.

Befriedigend II–III E. Jos. Müller


Für induktives statt deduktivem Lernen und kritischen Umgang mit Gedrucktem


Zu Ilse E.: Behandlung einer Haydn-Symphonie:

Der methodische Weg geht von d e r Symphonie zur S y m p h o n i e , d. h. aus den Einzelbeispielen findet man das Allgemeine. Die Verfasserin geht (wie auch


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