sieht in ihrer Begeisterung und
Bekenntnisfreudigkeit nicht das Fehlen der realen Grundlagen für
eine erziehliche Durchnahme, zu welch letzterer ich den Mangel an
gründlicher religiöser Bildung zähle. Es muß
doch wieder deutlich gesagt werden, daß zum Erleben großer
religiöser Werke mehr als Geist, musikalische Bildung und
ästhetisch=tolerantes Anerkennen der Empfindungen des
Komponisten gehört (selbst diese Vorbedingungen sind bei
Menschen jugendlichen Alters nicht gegeben)[,] sondern eine
Reife des Urteils, eine Fähigkeit des eigenen Mitempfindens und
Bekennens, die nicht auf dem Wege des Unterrichtens gefunden werden
kann. Es gibt Werke, die für die Schule zu hoch bleiben, dazu
gehört vor allem dieses Werk; ganz abgesehen davon, daß
die Mittel, es auch nur rein künstlerisch würdig
darzustellen, nicht vorhanden sind – die Schallplatte bleibt
doch ein vitaminloser Ersatz. Um Bachs und der Musik wegen muß
eine lebendige Religiösität erhalten bleiben, wie er
umgekehrt einer der stärksten Stützen des Christentums
bleibt; seine Bedeutung für die rel. Belehrung des deutschen
Volkes ist unschätzbar, solange er in seiner Einheit als Mensch,
Künstler und Christ verstanden und nicht nur von einer Seite her
erfaßt wird. Statt daß die Schule sich an die höchsten
Dinge wagt, sollte sie eine heilige Scheu empfinden, sie in
unzulänglicher Weise zu behandeln. Es ehrt die Verfasserin, wenn
sie glaubt, ihre eigene hohe Anschauung auf die Jugend übertragen
zu können, aber sie darf den Sinn für die Realitäten
nicht verlieren.
Diese persönlichen Ansichten können natürlich das gute Urteil über den ehrlichen Versuch, über die geschickte Darstellung und das hohe Streben der Verfasserin nicht beeinflussen; der künstlerische Ernst und die erziehliche Veranlagung derselben sind deutlich erkennbar. Prädikat 2 (gut) E. Jos. Müller
Gegen oberflächliche motivische Analyse
Zu Bernhild M.: Mozarts „Bastien und Bastienne“: ... Das leidige Vergleichen der Motive (Bastien und die Eroika z. Bspl.) zersplittert, läßt an Äußerlichkeiten kleben und erzieht zur Plagiat-Jagd, und läßt nicht erkennen, welch verschiedene Bauten aus den gleichen Ziegelsteinen gemacht werden können und durch welche Mittel. Von der Fortführung der Motive, von der eigentlichen musikalischen Kunst erfahren die Schüler bei dieser Art der Besprechung nicht viel. Es ist darum zu begrüßen, daß die Verfasserin mit der Besprechung eine Aufführung verbinden will. Befriedigend II–III E. Jos. Müller
Für induktives statt deduktivem Lernen und kritischen Umgang mit Gedrucktem
Zu Ilse E.: Behandlung einer Haydn-Symphonie: Der methodische Weg geht von d e r Symphonie zur S y m p h o n i e , d. h. aus den Einzelbeispielen findet man das Allgemeine. Die Verfasserin geht (wie auch |