- 123 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (122)Nächste Seite (124) Letzte Seite (456)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

und verwob diese mit realen historischen Begebenheiten. Er gestaltete die Oper also vollständig nach seiner Absicht, seine Empfindungen als Künstler zum Ausdruck zu bringen. Verfolgen wir nun das Schicksal Lohengrins in einer spannenden Handlung, die Wagner mit ebenso aufregender Musik versah. Die Ausgangssituation haben wir schon kennengelernt: König Heinrich I. trifft in Antwerpen ein. Hier erfährt er nun, daß es Streit unter den Brabantern um die Anführerschaft gibt. Folgen wir weiter der Inhaltsangabe. Es sei noch darauf hingewiesen, daß es sinnvoll ist, zum genaueren Verständnis des Werkes den gesamten Text zu lesen. Das dauert nicht viel länger als eine Stunde; das Text­heft ist für etwa drei Mark in jeder Buchhandlung erhältlich (Reclam-UB 5637).



Erster Akt


[...] Der alte Herzog [von Brabant] hatte kurz vor seinem Tod seine beiden Kinder Elsa und Gottfried der Vormundschaft des Grafen Friedrich von Telramund unterstellt und diesem auch das Recht auf die Hand seiner Tochter verliehen, die ihn jedoch abwies. Nun klagt Telramund Elsa an, ihren Bruder Gottfried ermordet zu haben, um auf diese Weise einem heimlichen Liebhaber die Herrschaft über Brabant zu verschaffen; deswegen, behauptet er, habe er seinem Recht auf Elsas Hand entsagt und Ortrud zur Frau genommen, die letzte aus dem Geschlecht des heidnischen Friesenfürsten Radbod, das vor der Christianisierung das Land beherrscht hatte.

Der König läßt Elsa vorführen, die zu der Anklage nicht Stellung nimmt, sondern in träumerischen Verzückung einen gottgesandten Ritter beschreibt, der für sie kämpfen und ihre Unschuld erweisen wird; ihm will sie ihre Hand und die Herrschaft über ihr Land schenken. Telramund weigert sich, für seine Anklage einen Zeugen vorzuführen, und stellt sich zum Gottesgericht. Als die erste Aufforderung des Heerrufers unerhört bleibt, wiederholt er seinen Ruf nach einem Streiter für Elsa, die mit ihren Frauen zum Himmel um Hilfe fleht. Da erscheint auf dem Fluß ein Ritter in einem von einem Schwan gezogenen Boot. Er steigt ans Ufer und erklärt, er wolle Elsas Unschuld im Kampf erweisen und ihr Gatte werden, unter der Bedingung, daß sie niemals nach seinem Namen und seiner Herkunft fragt. Elsa vertraut sich ihm vorbehaltlos an. Auf ein Zeichen des Königs beginnt das Gottesgericht; nach kurzem Kampf stürzt Telramund, aber der fremde Ritter schenkt ihm das Leben. Unter allgemeinem Jubel werden Elsa und ihr Erretter auf die Burg gebracht.



Zweiter Akt


Während in der Burg Elsas Rettung gefeiert wird, sitzen Telramund und Ortrud niedergeschlagen im nächtlichen Hof. Friedrich macht seiner Frau heftige Vorwürfe: Sie war es, die ihn als angebliche Zeugin von Elsas Brudermord zur Anklage verführt hatte; da sie ihm außerdem die bevorstehende erneute Herrschaft ihres Geschlechts prophezeit hatte, nahm er sie zur Frau. Ortrud steht zu ihren Behauptungen und erklärt, der fremde Ritter habe beim Gottesgericht durch bösen Zauber gesiegt; wenn er jedoch seinen Namen nennen müsse oder einen Teil seines Körpers verliere, sei seine Macht dahin. Mit List oder Gewalt will sie dem Schwanenritter sein Geheimnis entreißen, und Friedrich läßt sich überreden, ihr dabei zu helfen.

Als Elsa auf dem Söller erscheint, verbirgt sich Friedrich, und Ortrud fleht sie heuchlerisch an, die verstoßene Gattin des meineidigen Telramund zu sich zu nehmen. Während Elsa, von Mitleid erfaßt, in den Hof hinuntersteigt, bittet Ortrud die entweihten Germanengötter um Beistand an ihrer Rache an den Christen. Arglos nimmt Elsa sie zu sich in die Kemenate, und Ortrud beginnt, ihren Glauben an den gottgesandten Ritter zu untergraben, indem sie darauf verweist, er könne ebenso unverhofft auf wundersame Weise verschwinden, wie er kam.


Erste Seite (1) Vorherige Seite (122)Nächste Seite (124) Letzte Seite (456)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 123 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik