- 62 -Kietz, Nicola: Musikverstehen und Sprachverstehen 
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Auf wahrnehmungsbezogene Prozesse, durch die die sprachlichen und musikalischen Schallereignisse zunächst in Repräsentationen von Laut-folgen/Wörtern oder in musikalische Wahrnehmungskategorien (Tonhöhe, Lautstärke, Klangfarbe, Dauer, etc.) überführt werden, folgt eine kognitive,

(Bruhn 1993b, S. 440) gibt den wichtigen Hinweis, daß kognitiv nicht mit "bewußt" gleichgesetzt werden darf, sondern bestenfalls mit "bewußtseinsfähig".

strukturelle Analyse dieser Informationen. Die Analyse bezieht immer zugleich Wissen mit ein, das als Ergebnis früherer Erfahrungen im Gedächtnis (LZG) abgespeichert ist. Es ist daher sinnvoll, statt von analytischen von konstruktiven Prozessen zu sprechen, deren Ergebnis das Erfassen der Bedeutung und Intention der sprachlichen Mitteilung (z.B. Aufforderung zu etwas) oder der (ästhetische) Gehalt des musikalischen Ereignisses ist. Diese können wiederum bestimmte Handlungen oder z.B. rhythmische Mitbewegungen

Anmerkung: Rhythmische Mitbewegungen beim Musikhören müssen nicht immer Ergebnis kognitiver Verarbeitungsprozesse sein, sondern können auch reflexartigen Charakter haben. (Vgl. Scheytt 1983, S. 224)

nach sich ziehen, was aber für die vorliegende Fragestellung von untergeordneter Bedeutung ist.
Dieses stark vereinfachte Prinzip kann gleichermaßen für Sprache (vgl. z.B. Anderson 1989, Kap.12) und für Musik (vgl. z.B. Williams 1982) nutzbar gemacht werden.

3.3.2.2.1Wahrnehmung als Kategorisierung und die Bildung kognitiver Verarbeitungseinheiten

Lange Zeit wurde davon ausgegangen, daß die Sprachwahrnehmung über einzigartige psychische Prozesse und Mechanismen verfüge. Als erstes konnte dies aber in den siebziger Jahren an einem perzeptuellen Mechanismus widerlegt werden, der in der Psycholinguistik als Kategorisierung bekannt ist.
Bei der Aufnahme von sprachlichen Reizen aus der Umwelt kommt es zu lautlichen Klassenbildungen, die in Kapitel 2 in ihrer Gesamtheit (allerdings unter rein strukturellem Aspekt) als Phoneminventar einer Sprache bezeichnet wurden. Das Prinzip der Kategorisierung sieht so aus, daß ein Vokal oder Konsonant in der Wahrnehmung eine gewisse Variabilität in seinen akustischen Eigenschaften aufweisen kann und dennoch einer bestimmten Vokal-/ Konsonant-Klasse zugeordnet wird. Dabei geht die Wichtigkeit


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