- 57 -Kietz, Nicola: Musikverstehen und Sprachverstehen 
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Reize gleichzeitig dichotisch dargeboten und folgende bemerkenswerten Ergebnisse erzielt wurden:

"[...] some processing requirements are common to both [speech and music] and these common aspects are processed in the left hemisphere. [...] When music is processed while speech is occupying the left hemisphere, that aspect of music processed by the left hemisphere is ignored or suppressed and right ear performance drops, resulting in significant left ear superiority." (ebd., S. 73)

Zwar wirft dies neue Fragen auf (z.B.: Warum werden die linksseitigen musikalischen Aspekte "herausgefiltert" und nicht die sprachlichen?), doch liefert die Untersuchung durchaus einen weiteren Hinweis darauf, daß einige Verarbeitungsprozesse von Musik und Sprache gleichermaßen in Anspruch genommen werden.

Am Rande sei noch einmal an die Interaktion zwischen Subjektwissen und Objektmerkmalen erinnert, die auch in den letzten Ausführungen wieder zum Ausdruck gekommen ist. Die Dominanz einer der beiden Hemi-sphären wird bestimmt durch subjektive Erfahrungen auf der einen und die Art des akustischen Materials (musikalische/sprachliche Parameter) auf der anderen Seite. Dazu treten die im sprachlichen wie im musikalischen Verstehensprozeß wichtigen situativen Bedingungen, die immer mit ausschlaggebend sind für ein mehr ganzheitlich orientiertes Verstehen oder einen eher analytischen Zugang.

Bevor im nächsten Teilkapitel die mentale Seite von musikalischen und sprachlichen Verarbeitungsmechanismen näher beleuchtet wird, verdient noch ein letzter Aspekt Beachtung. Ebenso wie man zunächst davon ausging, daß Musik und Sprache in verschiedenen Gehirnhälften verarbeitet werden, wurde die Entstehung von Emotionen ausschließlich subkortikalen Strukturen zugeschrieben. Nach den neuesten experimentellen Studien ist auch diese Auffassung nicht mehr haltbar. Nicht nur Musik und Sprache, sondern auch Emotionen setzen sich nämlich aus perzeptiven, (ganzheitlich) kognitiven und affektiven Anteilen zusammen, wie die folgende Übersicht aus Bruhn (1989, S.93) verdeutlicht:


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