- 55 -Kietz, Nicola: Musikverstehen und Sprachverstehen 
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miteinander konkurrierende Stimuli eingespielt, die entweder mit einem oder mehreren nachfolgenden Reizen verglichen oder später erinnert werden sollen. Unterschiede in der Re-aktionszeit zwischen den beiden Ohren sowie die Qualität der Reaktion (falsch-richtig) geben Aufschluß über Vorteile einer Hemisphäre in der Verarbeitung bestimmter Stimuli (z.B. sprachlicher oder musikalischer).

Gelegentlich wird nach dem gleichen Prinzip eine monaurale Methode angewandt, d.h. akustische Reize werden nur über das rechte oder nur über das linke Ohr dargeboten.

(Vgl. z.B. Robinson/Solomon 1974)

Fingertapping und andere sogenannte "Interferenz"-Methoden erlauben ebenfalls die Bestimmung der für eine konkrete Aufgabe dominanten Hemisphäre. Beim Fingertapping müssen die Versuchspersonen mit der rechten oder linken Hand schnell und regelmäßig eine Taste betätigen und zur gleichen Zeit eine sprachliche/musikalische Aufgabe bewältigen. Wird z.B. ein mit der rechten Hand ausgeführtes Tapping schlechter, geht man davon aus, daß die Verarbeitung der sprachlichen bzw. musikalischen Aufgabe in der linken Hemisphäre abläuft (aufgrund der sich kreuzenden Nervenbahnen, s.o.), die aber bereits durch das Tapping ausgelastet ist. (Vgl. z.B. Tsunoda 1987)

Es ist im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich, auf einzelne Untersuchungsergebnisse einzugehen.

Eine tabellarische Übersicht über erzielte Ergebnisse und benutzte Methoden einer ganzen Reihe von neuropsychologischen Untersuchungen gibt Klemm (1987, S. 85-93).

Eine Darstellung der übergreifenden Resultate soll genügen, um einen Überblick über die derzeitige Forschungslage zu gewinnen.

Die herausragendste Erkenntnis der neuropsychologischen Untersuchungen ist die, daß die Asymmetrie der Reizverarbeitung in den beiden Hemisphären nicht vom dargebotenen sprachlichen oder musikalischen Material bestimmt wird, denn gerade Musik kann sowohl in der rechten wie in der linken Gehirnhälfte verarbeitet werden. Zudem scheinen auch der Grad des musikalischen Trainings sowie die musikalische Begabung Einfluß auf den Ort der Verarbeitung ausüben zu können (s. Fassbender 1993, S. 624/625). Ebenso hat die Sprache Varianten (z.B. Intonation, Vokale, konventionalisierte Redewendungen) mit rechts-hemisphärischen Zügen. Die folgende Tabelle schlüsselt die Verteilung partiell auf:


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